74
18. (6. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
Amtsgericht mit dem Rathaus verbindet, etwa an der Stelle, wo der einfach gehaltene Bureauflügelbau des Rathauses beginnt. Die großen runden Fenster im Erdgeschosse deuten die Kassenräume an, in deren sicherem Gewölbe der Stadtschatz ruht. Der breite Erker mit reichem bildnei'ischem Schmuck verrät den Sitz des Stadtoberhauptes. Ein gewaltiges rotes Ziegeldach schließt den ganzen Bau nach oben ab, belebt von Giebeln mit Figurenschmuck. Alles überragt der gedrungene, einfach gegliederte, schon von weitem sichtbare Turm, dessen Spitze die Göttin des Glücks, golden in der Sonne strahlend, krönt.
Von großem Reize an den Fassaden ist der bildnerische Schmuck, der ganz außerordentlich geschickt sich in die Architektformen ein fügt. Die vier Figuren zwischen den Giebeln in der Schönstedtstraße stellen die Kraft, die Weisheit, Mäßigkeit und Treue dar. Weiter unten über den Kassen fenstern zeigen sich das Glück, dargestellt durch Mann und Weib, die Weisheit mit einem großen Licht, die rohe Gewalt (als gefesselter Centaur) besiegt durch die geistige Überlegenheit. Hoch am Giebel in der Berliner Straße, wo das Hochbauamt im Innern sein Heim aufgeschlagen hat, ziert ein reicher Fries die ruhigen Flächen. Rechts und links Adam und Eva, dazwischen Bilder aus dem menschlichen Leben: fröhlich singende Kinder, ein ernst sinnender Mann in kriegerischer Tracht, ein Weib mit ihrem Kinde und anderes. Der Urheber dieser Bildhauerwerke ist Bildhauer Rauch, der auch die Arbeiten am Wertheimbau in der Leipziger Straße und zum Teil am neuen Berliner Rathause geschaffen hat.
Der Schöpfer des Monumentalbaues ist, wie schon angedeutet, Stadtbaurat Kiehl, der Erbauer sämtlicher modernen Bauwerke Rixdorfs.
XVI. Unser Ehrenmitglied Herr Professor Dr. Jentsch überreicht den II. Teil seiner Geschichte des Gymnasiums zu Guben, umfassend die Jahre 1708 -1772, wofür wir verbindlichst danken.
XXVII. Unser Ausschußmitglied Herr Dr. Gustav Albrecht teilt eine pädagogisch und kulturgeschichtlich interessante Abhandlung mit „Zur Geschichte des Charlottenburger Schulwesens im 18. Jahrhundert“, Separat-Abdruck aus der „Mediziuisck-pädagogischen Monatsschrift für die gesamte Sprachheilkunde“. XVII. Jahrg. 1907. Heft 11/12. Auch hierfür besten Dank.
XVIII. Professor Dr. Paul Schwartz: Die Preußische Städteordnung vom 19. November 1909. Dies zirkulierende Buch ist die in den städtischen Schulen auf Veranlassung des Berliner Magistrats verteilte, ebenso zuverlässig wie gut gemeinverständlich verfaßte Festschrift.
XIX. Für den gleichen Säkulartag bestimmt lege ich Ihnen vor eine Festausgabe des Sotzmannschen Planes von Berlin aus dem Jahre 1808, in dankenswerter Weise neu herausgegeben von der