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18. (0. ordentliche) Versammlung des XVII Vereinsjahres.
Die Zeugnisse füi* Schiedlo reichen bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts und Schmidt sieht darin eine deutsche Siedelung. Im 15. Jahrhundert war Schiedlo bereits ein mächtiger Brückenkopf zum polnischen Osten und zum preußischen Ordenslande; Flandrer oder Niedersachsen, die mit Deich- und Wasserbau gut umzugehen wußten, mögen die ersten deutschen Ansiedler gewesen sein.
Die strategisch-politische Bedeutung des Orts nahm beständig zu und damit wurde er ein Zankapfel zwischen Kurbrandenburg und Kursachsen, 1709 ließ August der Starke hier, um sich den Einmarsch nach Polen zu sichern, eine Schanze erbauen.
Alle Zeit aber war Schiedlo, weil als sächsische Exklave auf dom preußischen rechten Ufer belegen, für Preußen ein Pfahl im Fleisch. So ward Schiedlo die Ehre zuteil im 8. Artikel des Hubertusburger Friedensinstruments ausdrücklich genanut zu werden und zwar mit Beziehung darauf, daß schon irn 7. Artikel des Dresdener Friedens von 1745 ein Austausch von Fürstenberg mit dem Oderzoll uud von Schiedlo „contre un äquivalent an Land und Leuten“ in Aussicht genommen war. Im Hubertusburger Frieden ward festgesetzt, daß Fürstenberg mit seinen Anhängseln, auf dem linken Oderufer belegen, dem König von Polen verbleiben soll, daß dieser aber nicht nur den bisher zu Fürstenberg erhobenen Zoll und das Dorf Schiedlo mit seinen Zubehören auf dem rechten Oderufer, sondern auch alles, was er etwa sonst noch von den Rändern und Ufern der Oder besessen hat, an den König von Preußen abtreten wird, sodaß in Zukunft die Oder die Grenze der beiden Staaten bilden soll. Dafür würde Sachsen ein Äquivalent erhalten, das dem Ertrag des abgetretenen Landes und des Oderzolls gleiclikoinmt. Aber diese Friedensbestimmung ist nicht ausgeführt worden, da der Oderzoll jährlich 30000 Taler eintrug und Friedrich der Große sich zu einer entsprechenden Entschädigung nicht entschließen konnte.
Erst 1815 kam Schiedlo (mit 47 Häusern uud etwa 3C0 Einwohnern) endgültig an Preußen.
Von 1903 ab, wo das Hochwasser das unglückliche Dorf fast vernichtete, ist der Gedanke, letzteres überhaupt aufzugeben, langsam aber unwiderstehlich gereift.
In der Kaisergeburtstagsnacht vom 27. zum 28. Jannar 1907 wurde den armen Schiedloern noch einmal die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage fühlbar. Bis zum 1. Oktober d. J. hat die Räumung stattzufinden und während 1909 wird Schiedlo verschwinden. Herr Schmidt schließt (S. 39) mit den Worten: „Der grüne Rasen der Oderaue wird die Hofstätten überziehen, auf denen sieben Jahrhunderte lang die Geschlechter deutscher Bauern trotz mancher Fährnis glücklich und befriedet gehaust und gearbeitet haben. Und selbst über den Gräbern und über der Stelle, wo sich einst das Bollwerk der deutschen Grundherren gegen