18. (6. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres,
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die Poleu, das alte Castellum Schiedelowe, erhob, werden zeitweilig die Wasser rauschen. Kein Schiedloer Kind kann jemals sein Geburtshaus wieder besuchen, und kommt es an die geliebte Stätte, so wächst wohl dort ein stattlicher Eichbaum, unter dem ein Hirtenjunge aus fremder Dorftlur die Herde weidet.“
Ich verweise ferner auf den sehr gründlichen Aufsatz unseres Ehrenmitgliedes Professor Dr. Hugo Jentsch im Archiv der Brdb. Bd. X S. 79 bis 85: „An der Grenze zwischen Brandenburg und Niederlausitz“. Darin heißt es: „Die Brandenburger in Krossen suchten den Gubenern die Oder zu sperren oder ihnen durch widerrechtlichen Zoll allerlei Zufuhr aus Breslau und Stettin zu erschweren und zu verleiden; Beeskow verschloß ihnen seinen Getreidemarkt, Guben aber machte auf der Neiße eine kleine Flotte mobil und fing zur Vergeltung durch einen förmlichen Kampf an der Mündung bei Ratzdorf-Schiedlo 1629 den Krossenern einen Biertransport ab“.
Ein Bild dieser Schiedloer Wasserschlacht vom Jahre 1629 gibt Schmidt als Beilage nach einer farbigen Skizze im Magistratsarchiv zu Guben. Dies Bild ist höchst naiv gezeichnet und erinnert an ähnliche Darstellungen der nordamerikanischen Indianer. Der Kampf fand an der Mündung der Neiße in die Oder statt. Auf dein „Port Kuscliern“, an dessen Ausgang die Schiffe des „General“ und des „Admiral* erschienen, brachen die kleinen „Jagtschiffe“ der Gubener gegen die Beeskower „Bierflott“ (1. der Adler, 2. die weiße Pfaue, 3. Neptun, 4. die gilden Sonn, 5. der silberte Delphin, 6. der Storch) hervor und nahmen sie weg. — Für uns höchst drollig, damals — Zeit des dreißigjährigen Kriegs — blutiger Ernst. —
An diese Mitteilung knüpfte sich eine Besprechung an, bei welcher die Herren Mitglieder Schulrat Dr. Grabow, Kustos Buchholz und Lehrer R. Mielke teilnahmen.
XXI. Unser hochgeschätztes Mitglied Herr Recke, Oberpfarrer an St. Nikolai in Spandau hat uns zwei seiner im dortigen Gemeindehause gehaltenen ortsgeschichtlichen Vorträge zur Benutzung gütigst eingesendet.
Der eine Vortrag betrifft die noch immer strittige Frage, ob die Abendmahlsfeier Joachims II. in beiderlei Gestalt in Kölln a. d. Spree, also im w 7 eitern Sinn in Berlin oder Spandau stattfand. Wir verschieben das Eingehen auf das Pro und Contra bis zum Sonntag den 9. Mai n. J,, für welchen Tag ein Besuch der Brandenburgia in dem inzwischen von Herrn Stadtbauinspektor und Privatdozenten Stiehl neu ausgemalten altehrwürdigen Gotteshause zu Spandau geplant ist. Dagegen reproduzieren wir mit Vergnügen den im Spandauer Anzeiger vom 11. d. M. abgedruckten zweiten Vortrag: Der Spandauer Uhrmacher Carl Wilhelm Nauendorff.