Heft 
(1910) 18
Seite
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Vom modernen Berliner Murmelspiel.

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heißt auch:Brodel^ ; Nun schiebt erst der eine Knabe seine vier Kugeln vor, dann der andere. Jeder addiert die Zahl seiner Treffer, wobei die Rechenschwachen und Ungeduldigen nur mit Zehnem zählen. Gewonnen hat, wer zuerst die ausgemachte Zahl erreicht. Gewinn ist die harm­lose Freude am Erfolg. Einmal sah ich dasJahre-Spiel in der Form, daß der zweite Knabe zunächst versuchte, die Fehlgänger seines Vordermannes ins Loch zu senden nnd sich zuzuzählen. Er mußte aber aufhören und seinen großen Schub ausführen, als es ihm mißglückte. Hierauf wechselten die Rollen. "l

Ist verabredet:Alsen ohne alles (= ohne Sonderbestimmungen), so wird zunächst die erste Reihenfolge der Spieler durchAusschieben, darauf die Höhe des Schubes festgesetzt, z. B.zvvee-e (= zwei) als

n Duddel (= Dutzend),n haibet als (=/j Dutzend). Die aus­gemachte Zahl der Murmeln wird von jedem Knaben in einem Zuge ab-

Krster wird nun, wer die meisten Kugelnins Topp beförderte. (Wer alle hineinbringt, hat einenQuettel o derQuaddel gemacht. ( Hat einer X vor dem Schieben seiner Nachfolger gesagt:Wat kliebscht, is meine! so werden ihm auch die Murmeln als für die Reihenfolge bestimmend mit­gezählt, die durch Karambolage nachträglich hineinkamenj Ergibt sich eine gleiche Zahl, so hat der den Vorrang, der beimAusschieben besser abschnitt. In der neuen Reihenfolge werden nun die herum­stehenden Kugeln zumTopp geschoben. Jeder ist so langedran, wie er hineintrifft. Werden durch die geschobenen Kugeln andere aus dem Ziel hinausgestoßen, so kommen sie wieder hinein. Geht die Ge­schobene durchdas Topp, so gilt das nicht. /Wer die letzte Murmel ins Ziel bringt, ist Sieger und gewinnt denganzen Ramsch (= alles).j Eine besondere Art des Alsens ( Maueralsen,M'anerspiel) wird dadurch schwieriger, daß der erste, oder auch noch der letzte Schub erst gegen eine Mauer, einen Zaun oder dergl. geführt werden muß, ehe die Murmeln ins Lochkullern dürfen. Dies wird häufig Mit Schmeiße n gespielt, d. h. es darf geworfen werden. Nicht ganz so weit geht die Freiheit bei der ErlaubnisMit Heben . Dann kann die Murmel wohl über ein Hindernis, z. B. einen Stein, werfend befördert werden, muß aber dicht hinter ihm wieder auf die Erde kommen und dort weiterollen. Mancher Knabe hat eine Gliicksmurmel, von der er sich nur sehr ungern trennt. Er macht sich darum aus:Mit Um­tausch. Nun darf er sie gegen eine andere einwechseln; desgl. auch Nutten (sehr kleine Kugeln) gegen größere; desgl. große gegen kleine, wenndas Topp durch sie zu sehr gefüllt oder zu flach ist und die letzten Murmeln zu leicht darüber hinweg rollen; desgl. außenstehende Eierköppe (haben ungleichmäßige Rundung) gegen bessere. Eine Beschleunigung des Spiels wird erzielt durch die Abmachung:Mit weiter! oder

geschickt. ^

Nachdem jeder geschoben hat, ändert sich die Reihenfolge.

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