Heft 
(1910) 18
Seite
96
Einzelbild herunterladen

96

R. Scham weber.

vorhandenen Zuschauer quittieren schmunzelnd jede listig (meist mit dem Fuße) ausgeführte Korrektur der Kugelstelluug. Sollte es aber jemand wagen, sich durch einen schnellen Griff in dasTopploch gewaltsam bereichern zu wollen (klauen,mopsen,mausen,klemmen, iiatern , striezen,englisch koofen,klebrige Finger machen,Gebrüder Klemm und Lange machen), so ergießt sich über diesen Übeltäter all­gemeiner tatkräftiger Zorn der Spieler undKiebitze (= Zuschauer) mit dem Begleittext:Siehst de, fünf Finger und een Jriff un fünf Minuten Angst! falls er nicht etwa gar zu stark oder schnellfüßig ist!

So sieht man im Frühjahr unsere Jungen in dichten Haufen diese Spiele treiben und beurteilen. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgen alle Augen den rollenden Kugeln und dem Verhalten der Gegner. Mit Spekulationssinn und Fatalismus wird gekämpft. Wer sich den Ärger über Verluste anmerken läßt, oder gar weint (=tleuut,heult), wird erbarmungslos verspottet.Nichts merken lassen! ist die Parole. So erzieht auch dies Spiel zur Kaltblütigkeit. Auge und Hand werden geübt, die Beobachtungsgabe und Geistesgegenwart geschärft. Damit erringen die Kinder Eigenschaften, die man im Leben sehr zu schätzen weiß. Gönnen wir ihnen darum ihre Freude, auch wenn sie uns manch­mal etwas hinderlich siud! Tun wir alles, daß sie im Jünglings- und Mannesalter, vor und nach der Militärzeit, nicht nur am Billard und auf der Kegelbahn Körperbehendigkeit und Geistesfrische suchen, sondern sie noch vollkommener in den Lauf- und Ballspielen etc. finden lernen, zum Segen unseres Volkes!

Die Maurer-Gesellen-Innutig zu Luckau.

Von R. Scharnweber.

Als vor einer Reihe von Jahren die Zwangsinnungen eingerichtet wurden und sich die Regierung mehr um das Innungswesen überhaupt kümmerte, war vielfach die Meinung verbreitet, daß nun auch den Forschern in der Geschichte unseres Volkstums und unserer Volkskunde reichlich Gelegenheit gegeben werden würde, sich um die alten Sitten, Förmlichkeiten und die Geschichte der Einzelinnungen kümmern zu können und daß sie aus den Urkunden zeiche Schätze für die Nachwelt ans Tageslicht fördern würden. Diese Hoffnung ist leider getäuscht worden; entweder besitzen die Iunuugen nur ganz geringe oder wertlose