Die Maurer-Gesellen-Innung zu Luckau.
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Aufzeichnungen aus früheren Tagen oder sie haben so wenig Interesse für die ganze Sache, daß sie dein Forschenden jeden Einblick in ihre Habe verwehren, wenn er nicht versteht, wie die räubernden Antiquitätenhändler ordentlich zu „schmieren“. Eine rühmliche Ausnahme davon fand der Verfasser, als er sich mit der Bitte um Einsicht in die alten Akten an die Maurer-Gesellen-Innung zu Luckau wandte. Der letzte Altgeselle der einstigen Innung — Maurer Hermann Seiffert — stellte ihm die ganzen Schätze zur Verfügung. Es sind dies eine Lade, ein Willkomm und fünf verschiedene Schriftstücke.
Über das Alter der Gilde läßt sich genaues nicht feststellen. Der Willkomm ist der einzige Zeuge aus alter Zeit. Er ist ein Zinnpokal von 38 cm Höhe, 3'A kg schwer. Auf seiner Wölbung steht als Inschrift in großen römischen Buchstaben: Auf dreimahl mußt mich trincken aus sonst gib zur Straf 6 Groschen raus. Darunter stehen die Namen (wahrscheinlich der Stifter) Jacob Karus, Michel Hauptvogel, Christian Klengel. Über der Wölbuug sind in zwei Reihen je acht Löwenköpfe angebracht, welche einstmals den Draht hielten, an dem (vermutlich) Henkeltaaler als Verzierung befestigt waren. Der zinnerne Deckel wiegt 750 g. Auf ihm ist ebenfalls mit großen römischen Buchstaben eingraviert zu lesen: Das Handwerck der Meuer in Luckau Anno 1078. Gekrönt wird der Deckel durch die Figur eines Mannes, der einen Schild mit dem Maurerwappen und der Zahl 1667 hält. Der Deckel mit Figur ist 15 cm hoch, das ganze Gefäß also 53 cm. — Das zweite Inventarstück ist die Innungslade. Sie ist ein moderner, zum Kirmeßquartal 1869 gelb überstrichener Kasten, der ehemals auf braunem Grunde rote Malerei hatte. Auf der Vorderseite sind zwei Herzen. Im linken steht: Eine rechte Burg ist unser Gott; im rechten sind die Ilandwerksgeräte zu sehen, darunter steht die Zahl 1816. Der Deckel ist innen silbergrau gestrichen und hat die Inschrift: 1838 schenkte uns günstigen Mauergesellen Gott seinen Seegen zur Errigtung unserer Leichenkasse. Gott segne unsre Kasse weiter. Gott sei mit uns allen. — Die fünf verschiedenen Schriftstücke sind: 1. Rundschreiben betr.
Leichentragen (Mai 1891); 2. Anschreiben an die Meister wegen Lohnerhöhung (Februar 1886); 3. desgl. (März 1889); 4. Copia einer Verfg. der Reg. zu Frankfurt a. 0. bezgl. Löhne (April 1826); 5. Konto-Buch der Quartalssitzungen von 1859 an.
Zu diesen Schriftstücken ist folgendes zu bemerken: Als im
Jahre 1890 von seiten des Schneider- und des Schuhmacher-Gewerkes, welchen beiden das Hinaustragen der meisten Leichen aus der Bürgerschaft oblag, Leichenwagen beschafft wurden, da richteten die Altgesellen im Mai 1891 an die Maurer zu Luckau durch ein Rundschreiben die Anfrage „ob man das Tragen der toten Mauer und ihrer Familien beibehalten wolle oder nicht“. Nur die Namensunterschrift bei diesem