Heft 
(1910) 18
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10. (7. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

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Sagenkreis der ganzen Gegend eindringe, immer mehr die Überzeugung, daß wie es bei Kethra mit einer ausgedehnten,civitas zu tun haben, die eine größere Anzahl von Befestigungsanlagen und auch mehrere Tempelstätten umschlossen hat. Die Grenze des ganzen Gebietes fest­zustellen, wird, wenn überhaupt, nur mit Hülfe der Sagenforschung ge­lingen können.

Ohne die letztere irgend wie zurückzustellen, meine ich, dürfte in der Tollense-See- und Lieps-See-Gegend der Spaten das entscheidende Wort sprechen. Dio Virchow-Stiftnng wird der Kethra-Kommission dazu von neuem die Mittel liefern. Erfreulicherweise istWossidlo derselben inzwischen beigetreten.

VI. Kunstsammlungen und Nachlassteuer. Seitens einer

Anzahl von Professoren der Berliner Universität und von Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften ist an den Reichstag in bezug auf die Nachlaßsteuer eine Petition gerichtet worden, in der die Bittsteller darum ersuchen, daß Kunstwerke aller Art, Manuskripte, Urkunden und seltene Bücher von dieser Steuer freigehalten würden. In der Begründung wird u. a. dargelegt:Daß diese nationalen Werte unserem Volke erhalten

bleiben, ist ein deutsches Knlturinteresse ersten Ranges. Eine Nachlaß­steuer auf sie würde aber deren Erhaltung in den Familien, die es bisher als eine Ehre ansahen, diesen ertraglosen Besitz zu behaupten, außer­ordentlich erschweren. Im Laufe der Zeit würden bei wiederholten Erb­teilungen die Höhe der Steuer und in vielen Fällen ihr Mißverhältnis zum vorhandenen Vermögen vielfach zur Veräußerung zwingen. Den Vorteil würde das Ausland haben, insbesondere Amerika, das, mit über­legener Kapitalkraft ausgerüstet, die auf den Markt geworfenen Schätze erwerben könnte. Und zugleich wäre zu besorgen, daß Lust und Eifer, dergleichen Gegenstände zu sammeln, gelähmt würden, wenn sich mit Sicherheit voraussehen ließe, daß aus dem Besitz den Erben Weiterungen entstehen, und er sich dennoch für künftige Generationen nicht würde bewahren lassen. So fordern gleicherweise die ästhetische Kultur unserer Nation, der Zusammenhang dieser Kultur mit unserer künstlerischen Vergangenheit und das Interesse der Wissenschaft, daß wertvolles Studienmaterial erhalten bleibe, die Befreiung der angegebenen Gegen­stände von der Nachlaßsteuer.

Daß die Brandenburgia dieser Bitte beitritt, ist wohl selbstver­ständlich.

VII. Zweiter Berliner Waldschutztag im Architektenhause am 16. Januar 1909. Eine zahlreiche außerlesene Versammlung wurde von dem Vorsitzenden des Berliner Waldschutzvereins, Geheimer Med.- Rat Professor Dr. Ewald, mit einigen Worten der Begrüßung eröffnet. Unter den Erschienenen sah man als Vertreter des Oberpräsidenten den