Heft 
(1910) 18
Seite
128
Einzelbild herunterladen

]28 10. (7. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

Die Rabensteinerin genannt seieu. Mehrere davon spielen in unserer engsten Heimat.

Der Dramatiker fand auch ausserhalb der Bühne die für sein Schaffen nötige Anerkennung. Im Jahre 1884 wurde dem Dichter der Schillerpreis verliehen. Kennzeichnend für die vornehme Denkweise Wildenbruchs ist es, daß, als ihm für seine Ileinrichstragödien der Schillerpreis in doppelter Höhe zum zweiten Male zuerkannt war, er die Hälfte des Preises der Schillerstiftung überwies.

Der Tod Wildenbruchs erfolgte in seiner Berliner Wohnung am 15., seine Beisetzung in der Musenstadt Weimar am 19. d. M. Einer Mitteilung des geschätzten Genealogen Dr. Kekulä von Stradonitz ent­nehmen wir nachfolgendes: Anläßlich des Todes Wildenbruchs wird (aus naheliegenden Gründen) vielfach die Entstehungsgeschichte des Wildenbruchschen Geschlechts besprochen, das nunmehr nur noch von einem männlichen Vertreter repräsentiert wird, dem in Berlin wohnenden 63jährigen Generalleutnant z. D. Ludwig von Wildenbruch.

Schon einmal wurde der Namevon Wildenbroch einem Ilohen- zollernsprossen gegeben, und nach dessen Ableben getilgt, und zwar verlieh Friedrich der Große das Adelsprädikat an Friedrich Wilhelm Wildenbruch d. d. 12. Januar 1776. Dieser erste derer von Wilden­bruch stand als Fähnrich im ersten Bataillon Garde und zeichnete sich mehrfach aus; er war der Sohn des Markgrafen Heinrich Friedrich von Brandenburg-Schwedt, dem das pommersche Gut Wildenbruch gehörte. Diese Besitzung übernahm später Prinz Louis Ferdinand, der Held von Saalfeld Seine beiden Kinder Ludwig und Blanka, die ihm Henriette Fromm schenkte, erhielten von Friedrich Wilhelm III. d. d. 4. April 1810 den Namenvon Wildenbruch, der mit dem Tade des ersten Herrn von Wildenbruch einige Jahre vordem erloschen war. Eine Frage ist öfters hier aufgeworfen: Ob Henriette Fromm dem Prinzen Louis Ferdinand linker Hand angetraut war, oder ob dieser Bund keinen kirchlichen Segen gefunden hatte. Genaues ist mit Sicherheit nicht festgestellt worden, selbst ihrem Enkelsohn, dem Dichter, gelang es nicht, absolut zuverlässige Nachrichten hierüber zu erhalten. Später heiratete die schöne Henriette einen Kaufmann Albert in Berlin. Geistig näher stand jedenfalls Pauline Wiesel dem Prinzen und unter dieser Tatsache hatte die Großmutter Wildenbruchs schwer genug zu leiden; sie, die das große Herz des genialen Prinzen als liebende Frau ganz allein besitzen wollte, mußte znrückstehen.

Pietätvoll hat Ernst von Wildenbruch die Bilder seiner Großeltern gesammelt und unter ihnen ist wohl das interessanteste eine zierlich ausgeführte Miniatur, die Henriette Fromm in der Tracht der ersten Jahre des vorigen Jahrhunderts darstellt. Eme liebenswerte Frau blickt den Beschauer mit sehnsüchtigen Augen aus dem runden Rahmen an,