Heft 
(1910) 18
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19. (7. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

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Totengruft. Die Höhlung, in der die Knochen lagen, befindet sich drei Meter vom Grottoueingang. Aus mehreren Anzeichen wird geschlossen, daß zurzeit der Bergung dieses Toten die Eiszeit einer ziemlich milden Temperatur gewichen war. Der Professor am Pariser Museum Marcelin Boule findet, alles iu allem genommen, an dem Skelette weit mehr Ähnlichkeit mit dem eines Australnegers als dem eines Anthropoiden. Könne man auch nicht behaupten, daß die Hinterhauptform der des Australnegers ganz analog sei, so falle doch der Vergleich des Correze- Menschen mit dein Pitliecanthropos völlig zugunsten des ersteren aus. Scherzend fügt Boule hinzu:Grabschrift und Krankengeschichte

wurden in der Gruft leider nicht gefunden, wir dürfen aber annehmen, daß uuser teurer Toter von mittlerer Statur, starker Nackenbildung und keiu Kostverächter gewesen ist. Er mag ein Alter von fünfzig Jahren erreicht haben. Daß der Ärmste von Rheumatismus geplagt war, darf man aus gewissen Beobachtungen an den Gliedmaßenknochen mit einiger Sicherheit schließen.

Interessant ist es, daß bei diesem nach Jahrtausenden zählendem Funde eines Gerippes des Vormenschen von Chapelle aux Saints in Correze deutliche Spuren einer vorbedachten, sorgfältigen Beisetzung, wie es scheint, zweifellos festgestellt worden sind. Mit anderen Worten: eine relativ bereits höhere Kultur und der Glaube an eine Fortdauer der Existenz im Jenseits. Vielen Forschern oder doch sich als solche betrachtenden wird diese Feststellung recht unbequem dünken, so z. B. denjenigen, welche bei unseren Naturvölkern durchweg jede Spur ethischer, moralischer, speziell religiöser Vorstellungen leugnen.

Ich behalte mir vor, weitere Mitteilungen zu machen, sobald ge­nauere Angaben über diesen Urmensch vergangener Erdepochen ein­gegangen sein werden. Das Vorkommen rheumatischer oder gich­tischer Kuochenverunstaltungen ist auch bei dem weltbekannten palaeo- lithischen Neanderthal-Mensclien durch R. Virchow festgestellt worden und darf bei der primitiven Lebensweise der Höhlenbewohner, die, man lächele nicht, auch bereits von derKultur beeinflußt waren, nicht Wunder nehmen.

XIV. Die Betriebsergebnisse der deutschen Krematorien im Jahre 1908. Die gewaltige Steigerung im Betrieb der deutschen Krematorien hat auch im Monat Dezember angehalten, der den des Vorjahres mit 98 380 gegen 282 Einäscherungen übertraf.

Im ganzen haben 4050 Einäscherungen gegen 2977 des Jahres 1907 stattgefunden, ein Mehr von 1073 = 36 v. H.

Das ist eine Steigerung in einem einzigen Jahre, wie sie vor kurzem auch der begeistertste Anhänger der Feuerbestattung nicht zu träumen gewagt hätte. Wie wird die Zahl erst steigen, wenn die Feuerbestattung