Heft 
(1910) 18
Seite
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19. (7. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

Die alten denkwürdigen Tafeln und Erinnerungssteine des früheren Gebäudes sind an der mit Symbolen und Bildwerk auch sonst reich geschmückten neuen Fassade in passender Weise angebracht worden. Ein Bild desselben hoffen wir später zu erhalten.

Möge ein glücklicher Stern leuchten über dem der Gegend zur Zierde gereichenden Neubau und über seinen Besitzern und Bewohnern immerdar!

XXI. Verwaltungsbericht der Stadt Rathenow für die Zeit vom 1. April 1905 bis 31. März 1908. Auf meine Bitte hat Herr Lindner, Erster Bürgermeister von Rathenow die große Güte gehabt, diese sehr beachtenswerte Veröffentlichung mitzuteilen.

Die 123 Seiten gr. 4° umfassende Denkschrift kann als muster­gültig für die Verwaltungsberichte kleinerer Städte bezeichnet werden. Alle Administrationszweige werden in übersichtlicher Kürze, dabei voll erschöpfend, vorgeführt. Sehr löblich ist es, daß die Stadtchronik mit ziemlicher Genauigkeit geführt wird, gerade so wie ich mich seit 15 Jahren bemüht habe, sie bei den von mir redigierten fünfjährigen Ver­waltungsberichten der Stadt Berlin dem 1. der 3 Bände voraufgehen zu lassen.

Ein Roland in Rathenow? S. 46 befindet sich folgende be­achtenswerte Mitteilung:

Es gelang, im Herzoglich Anhaitischen Hof- und Staatsarchiv 2 Urkunden aufzufinden, an denen die bisher ältesten Siegel der Stadt sich befinden, die solange unbekannt waren. Sie stammen aus dem Jahre 1349 und 1350 und zeigen einen Roland mit einem Speer in der rechten Hand, der mit dem Oberkörper über eine mit einer Pforte ver­sehene Stadtmauer hinüberragt., während die Abschlußseiten mit je einem Mauerturm versehen sind. In der Linken hält der Roland einen Schild, der als Wappenbild einen Adler trägt. Die Umschrift lautet: Sigillum Burgensium Rathenowe. Die Siegel sind photographiert worden. Eine Abbildung hängt im Zimmer des ersten Bürgermeisters, eine befindet sich in den Archivakten. Die Siegel beweisen, daß das Rathenower Stadtwappen ursprünglich auch wie das von Brandenburg a. II. einen Roland aufgewiesen hat und daß vermutlich früher in Rathenow auch ein Roland gestanden hat. Bei den vielen kriegerischen Ereignissen, denen Rathenow im Laufe der Jahrhunderte ausgesetzt war, mögen die Siegel verloren gegangen und nach einer nach dem Gedächtnis angefertigten Zeichnung hergestellt sein. Ob dabei der Roland als Scbildhalter sich in den jetzt in dem Wappen befindlichen den Schild haltenden Engel verwandelt hat, weil der Zeichner es nicht besser wußte, oder ob es eine symbolische Bedeutung haben sollte, daß der .kriegerische Roland durch den Engel des Friedens ersetzt wurde, kann zweifelhaft sein.