Heft 
(1910) 18
Seite
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19. (7. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

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Hierzu bemerke ich Folgendes. Es wäre zweifellos hochbedeutsam, falls die vorstehende Andeutung, als wenn Rathenow einen Roland gehabt, sich bestätigte. Es wäre das neben dem berühmten Brandenburger Roland ein zweiter Roland im Havelland. Aber überzeugend erscheinen mir die Aus­führungen dafür leider keineswegs. Ein Ilolaud mit einer Lanze? Ich kenne keinen Roland mit einersolchen, denn von dem sogenannten Rolandin Erfurt, der eine Lanze mit Fähnchen trägt, hat schon Rieh. Schröder,Die Rolande Deutschlands i. J. 1890, Seite 130 dargetan, wie er erst 1591 aufgestellt wurde und damals einfachder steinerne Mann oderder Römer hieß und daß man ihn im Volks- oder Gelehrtenmunde erst viel später zu einem Roland gestempelt.

Die Lanze mit dem Fähnlein führen beispielsweise der Heilige Mauritius, Schutzpatron mehrerer Städte (in Jüterbog am Rathaus), so wie die brandenburgischen Markgrafen: rechts die Fähnleinlanze führend, die Linke auf denSchild gestützt, auf vielen Ilohl-u. Vollmünzen des Mittelalters.

Wenn jene Rathenower Siegelfigur ein Roland wäre, müßte er ein Schwert führen.Alle uns erhaltenen mittelalterlichen Rolande (sagt unser gelehrtes korr. M. Herr Geheime Archivrat Dr. Sello in Olden­burg: Vindiciae Rulandi ßremensis. 1904 S. 30) führen ihr Schwert nicht nur entblößt, sondern überhaupt ohne eine am Wehrgehenk an­gebrachte oder etwa in der Hand getrageue Schwertscheide. Das Roland­schwert ist nicht die kriegerische Watte, die auch der Bürger zu führen verstand, nicht königliches oder ritterliches Standesabzeichen, wie es bei Krönung oder Schwertleite umgegürtet wurde in allen diesen Fällen ist es ohne Scheide undenkbar vor allem auch nicht dasGerichts­schwert oder dasRichtschwert, welches ebenfalls der Scheide nicht entbehrt, sondern ein Rechtssymbol: es ist eins von den beiden Schwertern, welche (wie der Sachsenspiegel I sagt) Gott auf das Erd­reich setzte zum Schutz der Christenheit, das weltliche, welches der König von Gottes Gnaden empfangen hat als Zeichen seiner Justizhoheit.

Ohne dies Schwert ist die Rathenower Figur für mich kein Roland. Wir wollen Herrn Sello bitten sich auch seinerseits gutachtlich hier­über zu äußern.

XXII. Aus der Heimat. Halbmonatliche Beilage zur Pflege heimatlicher Interessen. Beilage zu Eberswalder die November und Dezember Nummern 1908.

Herr Redakteur Rudolf Schmidt, Schriftwart des uns befreundeten Vereins für Heimatkunde von Eberswalde und Umgegend, hat wiederum große Sorgfalt auf die Stoftauslese dieses, reinheimatkundliche Mitteilungen bringenden, höchst anregenden Blattes aufgewendet. Die einzelnen Beiträge sind viel zu zahlreich als daß wir sie heut erwähnen könnten ich bitte, von dem Inhalt bestmöglich Kenntnis zu nehmen, insbesondere von den größeren jede Nummer einleitenden Artikeln des Herausgebers.