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21. (8. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
Johann Friedrich der Großmütige, Gründer der Universität, 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg Karls des Fünften Gefangene, Luther, Melanchthon, Lukas Cranach, Flacius Ulyricus, Justus Lipsius, Erhard Weigel, Goethes Freund Herzog Carl August, Goethe selbst, Schiller, Feuerbach, Reinhold, Fichte, Sclielling, Hegel, Jens Baggesen, Grießbach, Steffens, Willi, v. Humboldt, Gottlob Paulus, Clemens Brentano, August Wilhelm und Friedrich von Schlegel, Ludwig Tieck, Karoline Böhmer (Sclielling), Novalis (Graf Hardenberg), Loreuz Oken, Döbereiner, L. v. Knebel, Friedrich August Wolf, Zelter, Jak. Friedrich Fries, Zacharias Werner, die 2 Hufelands, Johanna Schopenhauer, Mincheu Herzlieb, (Goethes unglückliche Freundin), Fromanu (der gelehrte Buchhändler), der Jurist Thibaut, Heinrich Luden, Prinz Louis Ferdinand und Napoleon I., K. Ludwig Sand (der Mörder Kotzebues), Schleiden und aus neuester Zeit Kuno Fischer, Droysen, Zeiss, Abbe, und zuletzt aber nicht zum wenigsten zum Trumpf und Triumph: Bismarck.
Borkowsky hat es meisterlich verstanden, nns diese führenden Geister in Schrift, Rede und Bild derartig vorznführen, daß daraus ein in der deutschen Kulturgeschichte gut orientierendes, fesselndes und belehrendes Buch, dessen Lektüre ich Ihnen allen warm empfehle, entstanden ist. Ich kann das um so mehr sagen, weil es mich, wie Sie wissen, alle Jahr nach Jena hinzieht, um mich dort in der erinnerungsreicheu Stadt und ihrer herrlichen Umgebung gründlich umzuschauen..
Eine Leseprobe, weil speziell an den ersten deutschen Reichskanzler S. 280 anknüpfend, gestatten Sie mir mitzuteilen.
Wer zu dem Denkmal Johann Friedrichs aufblickt, dem fällt zunächst das ein, was er für Jena gewesen ist. Aber den Markt schmückt noch ein anderes Monument, der Brunnen mit Hildebrandts Bismarckrelief. Und der steht hier um dessentwillen, was der Held für das große Vaterland getan hat. Johann Friedrich trägt den Kurmantel und hat den Kurhut aufgesetzt; allein, was er zu Jenas Ruhm schuf, geschah im Exil; und im Exil war auch der Kanzler, als Jena ihn mit aller Wärme des thüringischen Herzens zu Gaste lud, ein Zeugnis vor der ganzen Welt, daß Bürger und Studenten in Manneitreue zu ihm halten wollten. Da sahen wieder einmal, wie einst in der schönen Vergangenheit, aller Augen auf die kleine Universität, die mit ihrer impulsiven Begeisterung den größeren voranging. Man wußte, daß Bismarck schon vor sechzig Jahren, als Göttinger Student nach Jena gekommen war, um eine Mensur auszufechten, daß aber die akademischen Behörden ihn noch vor der vollbrachten Tat ausgewiesen hatten. Als Gast der Franken hatte er damals in der „Rose“ gesessen. Nun, am 30. Juli 1892, gegen Abend, fuhr er durch eine Triumphstraße nach dem „Bären“. Hier hieß ihn der Prorektor mit den vier Dekanen und den Professoren im Namen der Universität willkommen