Heft 
(1910) 18
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21. (8. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

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nach Wittenberg mit Andacht betrachtet. Abguß des seltsamen Reliefs einer Apotheose der Königin Luise zu Paretz, das wir am 16. Mai in Parefz selbst betrachten werden. Das Grabmal Schütze im Abguß, an der Dorfkirche zu Schöneiche, Kr. Nieder-Barnim, das Grabmal für den Rektor Darjes auf dem Anger in Frankfurt a. 0., der dortigen Stadt- gemeiude gehörig, Abguß, das Biisching-Denkmal, Abguß, auf dem Neuen Georgenkirchhof in Berlin, die Medaillons, Abguß, des Grabdenkmals des Großkanzlers von Goldbeck und Frau in Blumberg bei Berlin, das Grabmal Arnim, Abguß, im Schloßpark zu Boitzenburg i. d. Uckermark, die Porträtmedaillons mit Kreuzumrahmung vom Grabmal des Generals und der Frau von Lestwitz in Cunersdorf bei Wriezen a. O.

Schier endlos ist die Reihe charakteristischer Handzeichnungen, auch Karrikaturen, aus verschiedenen Arbeitsjahren des großen Meisters.

Ich schließe mit einigen Bemerkungen des geschätzten Kunstkritikers Hans Rosenhagen imTag vom 27. v. M.

Außer dem Bildhauer lernt man hier aber noch den außerordent­lichen Zeichner Schadow kennen, einen Zeichner, der ungleich, gelegent­lich auch völlig akademisch in seinen Leistungen ist, aber zuweilen Franz Krüger und einem noch Größeren dem französischen Klassizisten Ingres nahekommmt. Die hier ausgestellten Zeichnungen stammen aus dem Besitz der Akademie, als deren Direktor der Künstler 1850, 86jährig, starb, und aus Schadows Familienalbum, das Dr. Mackowsky bei einer Nachkommin des Meisters, Frau Professor Kaibel in Göttingen, ent­deckt hat.

Diese Vorführung, der eine Ausstellung von Werken lebender Mit­glieder der Akademie angeschlossen ist, darf ohne Frage als die für Berlin wichtigste bezeichnet werden, die an dieser Stelle gezeigt wurde. Sie enthält eine Menge der schönsten plastischen Kunstwerke, die man sehen kann; enthüllt die Bedeutung eines großen Künstlers, dessen Wirken mit Unrecht ziemlich in Vergessenheit geraten ist, und zerstört die be­sonders in Süddeutschland verbreitete Meinung, daß Berlin ein kunst­feindlicher Boden immer gewesen sei. Schadow ist ein großer Künstler geworden, weil er sich auf die Eigenschaften stützte, welche die Stärke des preußischen Charakters ausmachen: Redlichkeit, Nüchternheit, gesunde Sinnlichkeit und Ehrlichkeit nnd Tüchtigkeit bei der Arbeit. Er hat mit vollem Recht Goethe auseinandergesetzt, daß das Allgemein-Menschliche eben im Vaterländischen liege. Besäßen wir nur die Geschicklickeit, Vaterländisches, Eigenes darzustellen, wie unsere Altväter, so würden wir eine Schule haben, der fremde Völker ihre Sammlungen öffneten. XXV. Der Verein für die Geschichte Berlins, mit dem uns gleiches vaterländisches Streben verbindet, hat die Güte gehabt, mir ein bronzenes Exemplar der schönen Medaille zu verehren, welche der Vorstand zur Erinnerung an den Besuch des Kaiserpaares im Verein