Heft 
(1910) 18
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28. (8. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

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Zwischen Berlin einer- und den bereits bedeutend früher erwähnten Orten Potsdam und Spandau andererseits erstreckte sich im Anfang des 19. Jahrhunderts eine meist aus Kiefern mit eingesprengten Eichen bestellende große Waldung, deren Spuren bei Potsdam und Spandau deutlich ersichtlich sind, und die nach Berliu zu im wesentlichen erst durch die Gründung Charlottenburgs eine größere Lücke erfahren hat. Auf dem rechten ,Spreeufer schloß sich und schließt sich zum Teil noch an ein ähnliches, obwohl etwas mehr feuchtes Waldgelände, die Juugfernheide, welche zurzeit ebenfalls durch die forstlichen Land­spekulationen zum großen Schaden Berlins bedroht ist.

Für den linksseitigen Waldbestand hat sich die volkstümliche Bezeichnung Grunewald erhalten, um dessen Erhaltung jetzt vier Millionen von dicht zusammengeschobenen Menschen einen Verzweiflungskampf führen. In administrativer Beziehung zerfällt der Grunewald in zwei Distrikte, in einen größeren, Spandauer Forst, und einen kleineren, Zehlendorfer Forst genannten Abschnitt.

Seitdem Könige auf dem preußischen Thron sitzen und in Berlin residieren, haben sie es sich zur unverbrüchlichen Pflicht gemacht, an diesem Nationalgut so wenig wie irgend möglich zu ändern, und erst seitdem die Parforcejagden im Grunewald aufgehört, hat es die Forst­verwaltung für gut befunden, langsam, aber systematisch an die Zerstückelung dieses Waldlieiligtums zu gehen.

Die hier wiedergegebene Karte läßt dies deutlich erkennen. Sie umschreibt den Umfang des Gronewalds auf Grundlage der Landes­vermessung, wie er zu Beginn der Regierung Friedrich Wilhelms IV. im Jahre 1840 war. Die schraffierten Teile geben die Gelände an, die seither bis zum Jahre 1909 dem Grunewald endgültig entzogen worden sind. Hier sind wiederum zwei Formen der Veräußerung zu unterscheiden: solche, bei denen der Forstfiskus Gelände an andere fiskalische Stationen (Militärfiskus, Eisenbahnfiskus usw.) abgetreten, und solche, bei denen er Gelände an Nachbargemeinden und Personen (juristische und nicht­juristische) verkauft hat.

Bei der nunmehr folgenden Aufzählung habe ich sowohl die Spezial­karten, die der Generalstab von Zeit zu Zeit revidiert herausgibt, als auch anderweitige Lagepläne benutzt.

So heilig galt der Staatsverwaltung der ungeschmälerte Bestand des Grunewalds, daß die Anlegung der BerlinPotsdamer Eisenbahn durch den östlichsten Streifen desselben im Jahre 1838 abgelehnt und die Trace vielmehr so, wie jetzt die Stammbahn zeigt, gezogen wurde.

Mit Rücksicht auf die Nähe der Festung Spandau und die Stresow- Kasernen wurden zwischen 1810 und 1850 die Schießplätze der dortigen Garnison in den Grunewald zwischen Vorwerk Ruhleben und dem Murellen-Berg, der als Kugelfang dient, verlegt. Daran schloß sich ein