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23. (fl. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
alteten Berghaus. Bleiben aber diese Autoren die Antwort schuldig, so fehlt es dem Laien an jedem weiteren Nachweis, obwohl gerade in der Erforschung der ßrandenburgischen Marken ein Arbeitsfeld vorliegt, das durch seine Beziehungen zur allgemeinen Deutschen Geschichte, zu unserm Kaiserhaus und zu den großen umgestaltenden, wirtschaftlichen Fragen der Gegenwart in erster Linie nach einer wissenschaftlichen Bearbeitung drängt. Um diese Lücke zu schließen ist auf Anregung des inzwischen verstorbenen Prof. Dr. Friedrich Wagner, eines der besten Führer auf dem Gebiete märkischer Geschichtsforschung, ein Ausschuß hervorragender Persönlichkeiten zusammengetreten, der sich die Aufgabe gestellt hat, unter Mitwirkung einer Reihe von Fachgelehrten ein grundlegendes Werk über die Landeskunde der Provinz Brandenburg herauszugeben. Nicht ein trockenes Nachschlagewerk soll geschaffen werden, sondern ein lebensvolles Buch, das in alie Kreise das Wissen von unserer Heimat hineinträgt und in frischem, leicht faßlichem Vortrag Auskunft gibt über ihr Klima und ihre Geologie, über Pflanzen und Tierwelt, Bevölkerung, Geschichte, Kunst, Industrie, Sitten, Volksleben und Sprache das aber auch ein durchaus wissenschaftliches Buch sein wird. Ist doch die Mark Brandenburg ein Gebiet, das (was den wenigsten Bewohnern bekannt ist) durch die Dauer und die Ergebnisse seiner Entwicklung in der Geschichte einzig dasteht. Hier begegnen sich maritimes und kontinentales Klima, entwickelten sich atlantische und politische Flora und Fauna; ihr Boden ist dank der Einflußsphäre des skandinavischen Nordens zu einem wichtigen Archiv für die Schöpfungsperiodeu unserer Erde geworden. Wie in Nordamerika die Kreuzung der verschiedenen Zuwanderungen ein besonders praktisch beanlagtes, unternehmendes Geschlecht gezeitigt hat, so haben wir in der Mark eine gleiche Erscheinung. Männer von hervorragend scharfem Blick für das Naheliegende, Tatsächliche, die sich in den Tagen der Not glänzend bewährt haben, sind das Ergebnis dieser Mischung. Was die Großen dem Zeitgemälde an weithin sichtbaren Linien aufzeichneten, wurde durch die stille Arbeit am Volkstum von den kleinen Adelsfamilien ergänzt, die unter der Führung der Hohenzollern dem Heere wie dem geistigen Leben Preußens bedeutende Männer stellten. Auf solchem Boden konnte sich allein die große Reaktion des germanischen Volksgeistes verbreiten und vollenden, die das Mittelalter abschließt — die Reformation; auf solchem Boden der Geist sich entwickeln, der die Schlachten von Fehrbellin, Leuthen, Waterloo und des Krieges 1870/71 schlug. — Es hat das Unternehmen auch von allen Seiten die lebhafteste Unterstützung gefunden. Seine Majestät der Deutsche Kaiser hat die Gnade gehabt, durch die Annahme der Widmung das Werk auszuzeichnen. Dem Ehrenausschuß gehören u. a. an: Se. Exz. der Reichskanzler v. Betlimann- ilollweg, Se. Exz. Herr Wirkl. Geheimrat Freiherr von Manteuftel, Landes-