Heft 
(1910) 18
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248 2 . ( 2 . außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

Ileims fast in eins gezogen werden. Doch zurück zum Saal. Am späten Nachmittag nehmen noch einigeHeimchen hier ihr Essen ein, und abends versammeln sich hier noch alle Lernbegierigen, die sich für das praktische Leben im Weißnähen, Schneidern, der Krankenpflege u. a. weiterbilden wollen. Schon manches junge Mädchen hat sich hier ihre Ausstattung genäht und so manchen Groschen gespart. Auch ein Gesang- und Turnknrsus sind in den Wochenplan aufgenommen. Nur zu letzterem wird ausgewandert in eine nahe städtische Turnhalle. Ist erst die angrenzende Schule vollendet, brauchen dieHeimchen nur durch die Gartenpforte zu schlüpfen. An den Eßsaal grenzen an der einen Seite die verschiedenen Küchen: Die große Küche für den regelmäßigen Mittagsbedarf, die Spülküche und eine kleinere Lehrküche für die Kochschülerinnen. Diese Räume bieten mit ihren schön ge­kachelten Wänden und Fußböden einen höchst erfreulichen Anblick. Auf der anderen Seite des Saales liegt die Bibliothek, deren zahl­reiche geräumige Schränke schon manches freundliche Geschenk auf­genommen haben, doch ist noch viel Platz, der hoffentlich bald von gleich liebenswürdig Gesinnten ausgefüllt wird.

Steigen wir nun iu die oberen Stockwerke, so findeu wir sie im Grundriß alle gleich. Nur das erste trägt ein etwas anderes Ge­präge, denn gleich neben der Treppe liegen die Zimmer der Vorsteherin, diesen gegenüber das Lehrzimmer für die Kochschülerinnen, das gleich­zeitig Eßzimmer für die im Heim wohnenden Damen ist. Die Zimmer derHeimchen sind meist für ein Bett, doch finden wir auf jeder Etage auch einige mit 2 oder 3 Betten. Die Ausstattung der Zimmer ist überall gleich, nur hat jedes Stockwerk seine besondere Farbe an den Wänden und dem Möbelanstrich. Außerdem ist auf jeder Etage eine kleine Teeküche, in der sich jedes Mädchen auf Gas oder Spiritus bereiten kann was sein Herz begehrt. Besonders reizvoll sind in den oberen Etagen die gemeinsamen Wohnzimmerchen mit grau holländischen Blumenfenstern. Hier finden sich abends die Mädchen zusammen, die an keinem der Kurse teilnehmen. Der Boden ist ausgenützt zu Ver­schlagen für die Wäschevorräte und die Körbe derHeimchen und den Waschküchen.

Wenn wir nun wieder hinuntersteigen, wollen wir auch der Kaft'ee- stube noch einen Besuch abstatten. Diese ist ein urgemütlicher Raum, der auch direkt von der Straße zugänglich ist. Ihr großer Vorzug liegt aber noch darin, daß hier, im Gegensatz zu den übrigen Räumen des Heims, jeglicher Männerfuß eintreten darf, ohne Ausweis der auf ihm ruhenden Persönlichkeit.

Seitens des Herrn Kammergerichtsrats Strähler wurden diese Mitteilungen noch weiter fortgesponuen. Hieran knüpfte sich eine Be­sichtigung der hellen wohnlichen Räume.