294 4. (3. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
Als allerneuester und zugleich schärfster Gegner der Spandaure Position tritt der Verein für die Geschichte Berlins auf den Plan. Es heißt in dem jüngsten lieft seiner „Schriften“ (Heft XL1I. „Skizze einer Geschichte der Stadt Berlin“, dargebracht dem Internationalen Kongreß für historische Wissenschaften. Berlin 1908. S. 25 f.): „Am l. November 1539 nahm Joachim in der Schloßkirche oderim Domstift zu Cölln aus den Händen des der evangelischen Lehre geneigten Brandenburger Bischofs das Abendmahl zuerst unter beiderlei Gestalt; am Tage darauf folgte ihm der Berliner Magistrat in der Nikolaikirche. Es war dies nnr der letzte, allerdings entscheidende Schritt auf einer seit Jahren eingeschlageueu Bahn. Er machte deshalb auch herzlich wenig Eindruck, und ein ganzer Sagenkranz hat später dazu dienen müssen, den Vorgang etwas auszuschmücken. Hiervon spukt noch heute die Fabel verwirrend fort, als habe Joachim jenen Schritt in der Nikolaikirche zu Spandau, dem Witwensitz seiner Mutter, in deren Gegenwart getan. Mangelhafter geschichtlicher Sinn hat sogar durch ein Joachim-Denkmal in Spandau der unausrottbaren Fabel wieder neues Leben geben müssen“. In einer Anmerkung rechnet es sich der Verein als ein Verdienst an, „daß er seit Jahren gegen den Irrtum, als habe der Ubertritt in Spandau stattgefunden mit Gründen gekämpft und dabei wenigstens so viel erreicht habe, daß er nach und nach aus den Schulbüchern zu verschwinden beginnt, in denen er bisher gewuchert“- Geht man den angeführten Gründen auf den Grund, so ergibt sich folgendes: In Heft XXXI. des Vereins bemerkt Ilerrr Dr. jur. Friedrich Iloltze in seinem Artikel, „Die Berolinensien des Peter Hafftiz“, jenes bekannten märkischen Chronisten im Ausgang des 1(3. Jahrhunderts, auf Seite 33f.: „Der Übertritt des Kurfürsten erfolgte entweder im Schloß oder im Dom zu Cölln (Hafftiz nennt den Tag des 1. November 1539, aber nicht den Ort); denn die Nikolaikirche zu Spandau ist wohl nur irrtümlich zu diesem Kufe gelangt. Die Kurfürstin-Witwe Elisabeth weilte damals noch nicht in Spandau (seit den urkundlichen Feststellungen lliedels vom Jahre 1862 von allen ernsten Forschern anerkannt und aufgenommen) und es fällt also die oft wiederholte Meinung, der Kurfürst habe ihr zu Ehren dort seinen Übertritt gefeiert, hinweg und ein anderer Beweggrund, Spandau zu wählen, läßt sich nicht ermitteln (?). Auch die Notiz im Hausbuche des Matthias v. Schwanebeck besagt nur (?), daß er und einige Adelige zu Spandau am 1. November 1539 von Matthias v. Jagow das Abendmahl empfangen hätten, nachdem der Kurfürst vorangegangen. Daß der Kurfürst aber vor den Toren seiner Residenz wie im Geheimen jenen wichtigen Akt vollzogen haben sollte, bedürfte, um Glauben zu finden, besserer Beweise“. Die „bessern Beweise“ liegen in der richtig verstandenen Schwanebecker Aufzeichnung, die den Hergang in schlichter Unmittelbarkeit erzählt,