■4. (8. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
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selber. „In dem auf dem Geheimen Staatsarchive befindlichen, dem Magistrate zu Spandau gewidmeten Exemplar des Ilafftiz“, so lesen wir weiter, „wird ebenfalls nichts von jener Abendmahlsfeier in Spandau angegeben, obschon diese doch den wichtigsten Punkt in der Stadtgeschichte darstellen würde“. Ilafftiz wußte eben nichts Genaues. Der Auszug aus dem Schwanebecker Hausbuch, uns durch Thomas Philipp v. d. Hagen 17G7 zuerst übermittelt, war ihm selbstverständlich unbekannt. — Wenn endlich Heft XXXIX der Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins auf Seite 12 die ein volles Jahrhundert später beigefügte Notiz zu der Brandenburgischen Ivonsistorialordnung von 1573 mitteilt: „Anno 1539 hat Churf. Joachimus II., dessen Frau Mutter auch evangelisch worden, zum ersten mahl auff Luterisch die II. Com- mUnion gehalten, dasselb hat Matthias von Jagow, Bischof zu Brandenburg, administriert. Factum die aller Heiligen im Dohm“, so folgt die Notiz einfach der herkömmlichen Tradition, ein wirkliches Zeugnis für Berlin contra Spandau kann daraus unmöglich abgeleitet werden. Interessant ist die der Notiz beigefügte Bemerkung des Herrn Dr. jur. Friedr. Holtze: „er selber habe die weitere Unwahrheit, die katholische Kurfürstin Hedwig als Teilnehmerin am lutherischen Abendmahl auf einem der Reliefs des Denkmals erscheinen zu lassen, noch in letzter Stunde zu hintertreiben das Glück gehabt, und der Bildhauer Encke wandelte auf jenem Relief die Kurfürstin in Johann von Küstrin uin, der aber bei jener Feier nicht zugegen gewesen“. Der „historische Irrtum“ des Bildhauers Professors Erdmann Encke ist allerdings unverzeihlich, in jedem Falle hat das Spandauer Denkmalskomitee, vor allem sein leitender Führer, Herr Professor Dr. Groß (vergl. des Genannten Festschrift, Spandau 1889), daran keinen Anteil. Die Berechtigung zu einer freiem Gestaltung des Reliefs, sowie des Kurfürsten- Standbildes selber steht daneben außer aller Frage.
Die gesamten Ausführungen des Vereins für die Geschichte Berlins sind wenig beweiskräftig. Wir bedauern die ungeprüfte Aufnahme derselben in die Zeitschriften, Tageszeitungen und Schulbücher (?) als „unanfechtbare Wahrheit“, wir bedauern den ernsten Forschern wie v. Ledebur, Frege, Heidemann, Parisius, Groß gemachten Vorwurf „ungeschichtlichen Sinnes“, wir bedauern vor allem den dem Spandauer Joachims-Denkmal von 1889 angetragenen Schandfleck, als habe es einer „unausrottbaren Fabel“ wieder zu neuem Leben verholfen. — Im Jahre 1904 hatte ich die Ehre, in Spandaus altehrwürdiger Nikolaikirche vor dem Verein für die Geschichte Berlins über die Geschichte dieser Kirche, über die Abendmahlsfeier des 1. November 1539, über das Joachims-Denkmal vor dem Turmportal zu sprechen. Für die „sachlichen Ausführungen“, die ein „hervorragendes Interesse erweckt hätten“, wurde reicher Dank gespendet. Und nun? — Die demnächst