4. (8. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
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beglaubigte Abschrift des Buches im Archiv der Stadt Teltow befunden, von der wieder wortgetreue Auszüge gemacht worden sind, und eine dieser Kopien scheint v. d. Hagen 17G7 für seine Mitteilung benutzt zu haben. In Betracht kommen hier namentlich die „Teltowgraphia“ des Johann Christian Jeckei, 1701 bis 1738 Pfarrer in Teltow, und „Nachrichten über die Stadt Teltow“ von Kleophas Heinrich Otto Krüger, 1747 bis 1771 Pfarrer in Giesensdorf. Beide Autoren haben das Schwanebecker Hausbuch nebst anderweitigen Familienakten, nach eigenem Zeugnis, in ausgiebigster Weise benutzt, beide Autoren berichten übereinstimmend die Spandauer Abendmahlsfeier des Kurfürsten Joachim II. und der Adeligen des Teltow am 1. Nov. 1539.*) Zum Schluß seines Vortrages ging Oberpfarrer Recke auf das alte Spandau und seine Geschichte näher ein. Die älteste Ansiedlung lag in dem jetzigen Stadtteil Behnitz auf einer Insel und bildete lange Zeit eine eigene Dorfgemeinde, die später der Stadt einverleibt wurde. Der Name Behnitz ist slawischen Ursprungs und bedeutet nach Reckes Untersuchungen die „Sippe des Ben“ d. h. des Mordes, also „Mordsgesellschaft. Neben dem Hügel Benz lag der „Kolk“, zu deutsch „Kessel“ oder „Wasserloch“, der Abfluß des die Insel umgebenden Spektebaclies in die Havel. Vor dem Kolk außerhalb der späteren Stadtmauer hatten sich wendische Fischer angesiedelt, die Kietzer, die bis 1811 auf dem Kietz wohnten und dann nach Tiefwerder versetzt wurden. Östlich vom Benz auf einer anderen Havelinsel lag die wendische Feste, die den Fluß beherrschte und die Ansiedlung schützte; an dieser führte eine alte Heerstraße von Magdeburg nach Pommern und Polen vorüber. An die Stelle der slavisclien Feste trat zur Askanierzeit eine deutsche Burg, die bereits 1192 als Sitz eines markgräflichen Vogtes erwähnt wird, und später die Zitadelle der Festung Spandau. An dem die Insel Benz umziehenden Bach wurden 1232 zwei Mühlen angelegt, von denen eine bis in die neueste Zeit bestanden hat; die heutige „Flutrinne“ mit ihren altertümlichen Häusern erinnert noch daran. Der „Kolk“, dessen Fischreichtum in älter Zeit gerühmt wird, wurde nach und nach zugeschüttet, vermutlich, um das Gefälle der Flutrinne zu verstärken, und die an ihm liegende öffentliche Badestube ging ein. Inzwischen hatte sich die Ortschaft nach Westen ausgedehnt, an die Stelle des ursprünglichen Holzkirchleins war im Anfang des 13. Jahrhunderts der Steinbau von St. Nikolai getreten, und bald darauf hatte der Ort Zspandowe die Marktgerechtigkeit, dann 1232 eine Befestigung und das deutsche Stadtrecht erhalten. Außerhalb der Stadt-
*) Nach Mitteilung des Herrn Oberpfarrer Recke, dem ich für seine freundliche Unterstützung bei Durchsicht des Berichts an dieser Stelle meinen Dank ausspreche. A.
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