Heft 
(1910) 18
Seite
300
Einzelbild herunterladen

300

fl. (6. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

Gleichzeitig hatte Herr Bürgermeister Zesch einen Teil seiner vorge­schichtlichen Funde aufgestellt, die allein ein kleines Museum füllen würden. Einige stammen aus dem vor 25 Jahren abgetragenen Albrechtschen Burgwall an der Havel. Es gehören zu der Sammlung ein Dutzend Steinbeile, Meißel, Dolche, Eisenschwerter, darunter ein Lilienschwert, und Schmucksachen aus Bronze.

Nach der Besichtigung begab sich die Gesellschaft zu Fuß nacli Paretz. Hier wurde das jetzt dem Prinzen Heinrich gehörige Schloß besichtigt. In dem Prinzenzimmer entdeckte man unter den Spielsachen ein Diabolospiel, das Kaiser Wilhelm II. benutzt hat. Die Kirche stammt in ihrer jetzigen Gestalt aus dem Jahre 1797, sie steht aber auf den Grundmauern des mittelalterlichen Baus. Aus dem Jahre 1539 stammt ein Glasbild, das den heiligen Moritz darstellt, woraus man schließt, daß die alte Paretzer Kirche eine Stiftung der Magdebuuger Zisterzienser gewesen ist. In seinem Vortrage über die Geschichte der Kirche gab Pfarrer Bier auch eine Aufklärung über die sonderbare Inschrift an der SchadowschenApotheose der Königin Luise, welche lautet;Hohen- zieritz, den 19. Juli 1910, vertauschte Sie die irdische Krone mit der himmlichen, umgeben von der Hoffnung, Liebe, Glaube und Treue, und in tiefer Trauer versinken Brennus und Borussia. Man konnte es bisher nicht begreifen, daß Schadow eine solche Inschrift anbringen konnte. Herr Bier hat jedoch festgestellt, daß den Künstler keine Schuld trifft. Er hatte von einem wohlhabenden Bürger der Stadt Frankfurt a. O. namens Pilegaard den Auftrag erhalten, das Kunstwerk anzufertigen. Die Inschrift hatte der Auftraggeber verfaßt und Schadow konnte ihn nicht davon abbringen, ohne den Auftrag zu verlieren.

Die Rückfahrt nach Berlin wurde um 7 Uhr angetreten und auf demselben Wege wie die Hinfahrt zurückgelegt.

Sonntag, den 23. Mai 1909.

Wanderfahrt nach Lehnin.

Etwa 90 Mitglieder der Brandenburgia, denen mehrere Herren vom Historischen Verein zu Brandenburg a. d. Havel sich angeschlossen hatten, trafen mit dem Zuge 10 51 auf dem Bahnhofe von Lehnin, der eigentlich der Kaltenhausener Bahnhof heißen müßte, da er dem gleich­namigen Vorort näher als der Stadt liegt, und begaben sich zunächst in