0. (5. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
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schiff der Klosterkirche deutet auf eine bedeutende Zahl von Klosterangehörigen hin, ebenso die Gründung von Tochter-Klöstern im 13. Jahrhundert (Paradies, Chorin u. a.). Aber eine furchtbare Zeit brach für Lehnin während der Herrschaft der Wittelsbacher herein und der Bürgerkrieg wurde bis in die stillen Mauern des Klosters getragen. Ein Klosterbruder ermordete sogar einen ritterlichen Gast, legte dessen Gewand an und nötigte die Brüder, ihn zum Abte zu wählen. Auch andere Sünden scheinen damals in Lehnin Eingang gefunden zu haben, wie die Entstehung der Sage von der weißen Frau zeigt: Sie war ein adliges Fräulein, das in sündiger Liebe zu einem Mönche entbrannt war Und deshalb nach dem Tode „umgehen“ mußte. Kaiser Karl IV., der Luxemburger, brachte wieder Ordnung in die Verhältnisse. Wahrscheinlich entstand zu dieser Zeit das neue Abthaus, das jetzige Königshaus; sogenannt, weil König Friedrich Wilhelm IV. es ankaufte. Karls Freund und Ratgeber war der Lehniner Mönch Dietrich von Portitz, bekannt auch unter dem Namen Dietrich Kagelwitt. Von ihm berichtet die Sage, er habe einst dem Kaiser, der plötzlich im Kloster erschien, ein leckeres Gericht, Erbsen mit Schweinsohren, vorgesetzt, die Ohren aber, um das Klostergut nicht zu schädigen, den lebendigen Schweinen abgeschnitten. lu der schlimmen Zeit der Jobstschen Pfandherrschaft stand Lehnin auf der Höhe; der Abt Heinrich Stich bewog sogar Berlin und Cölln den Quitzows sich nicht ganz in die Hände zu geben, sondern dieselben mit einem Jahrgehalt abzufinden. Er begrüßte mit Freuden den ersten llohenzollern, brachte sogar die Versöhnung mit Richard v. Rochow zu Stande und gewährte der „Schönen Else“ Schutz hinter Lehnins Klostermauern, wo sie den Gemahl erwartete. Um diese Zeit begannen die Lehniner Mönche den Wissenschaften sich zu widmen; sie bezogen die Universitäten. Stich war befreundet mit dem branden- burgischen Chronisten Engelbart Wusterwitz. Die Klosterbibliothek zählte damals 1000 Bände, von denen jetzt nur noch — das Verzeichnis vorhanden ist. Die Äbte erhielten Bischofsrang und -würde (1450). Aber der kirchliche Geist erschlaffte bald darauf. Luther erschütterte das Gebäude der päpstlichen Herrschaft, und als der letzte Abt Valentin, ein kluger, versöhnlicher Mann, der auch auf Luther diplomatisch einzuwirken versuchte, 1541 die Augen schloß, lag auch das Klosterleben in den letzten Zügen. Die Mönche waren von einer grenzenlosen Unwissenheit in geistlichen Dingen und führten ein Schlemmerleben. Unschön ist das Verhalten der letzten Klosterbewohner; sie hatten nur den einen Gedanken, sich der Gnade des Kui'fürsten zu empfehlen, um möglichst viel für sich herauszuschlagen; sie baten, er möge ihnen eine reichliche Kost sichern: Mittags 4 Gänge und 3 zu Abend. Das Kloster wurde nun kurfürstliches Amt. Jetzt erst entstand neben dem Kloster der Flecken Lehnin, der sich dann im 17. Jahrhundert vergrößerte.