Heft 
(1910) 18
Seite
304
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D04 0. (5. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges, der namenloses Elend über Lehniu brachte, tauchte die Lehniusche Weissagung auf, welche die Wieder­herstellung Lehnins und Chorins und die einstige Herrschaft der katholischen Kirche und den Untergang der llohenzollern im 11. Geschlecht voraussagte und auch später aus den Sorgen, die das Herrscherhaus bedrohteu, stets neue Nahrung sog (1740, 180(5, 1848). Die Klostergebäude verfielen und die Bauern der Umgegend benutzten sie als Steiubrüche. Es sind daher wenig Denksteine aus alter Zeit erhalten. Der eine an der Nordseite des Hochaltars erinnert uns an das tragische Schicksal des anhaltinischen Fürsten Ottoko, der nach einem glanzvollen tatenreichen Leben, gebrochen durch den frühen Tod seiner geliebten Gemahlin, einer Tochter des Kaisers Rudolf von Habsburg, als Akoluth in das Kloster trat, wo er 1303 starb.

Neuer Glanz kam durch den Großen Kurfürsten nach Lehnin, der hier häufig zur Reiherbeize erschien. Luise Henriette soll 1007 kurze Zeit vor ihrem Tode in dem von Friedrich Wilhelm erbauten Leiminer Schloß geweilt und hier von ihren Kindern Abschied genommen haben. Friedrich I. schuf die Gartenanlagen beim Schlosse. 1811 ging Lehnin in Privatbesitz über. Doch allmählich wurde das Interesse des Herrscherhauses für Lehnin wieder rege. Friedrich Wilhelm IV. kaufte das Abthaus an, und Kronprinz Friedrich Wilhelm veranlaßte 1871 die im Schlosse zu Versailles gegebene Verfügung, die Klosterkirche \yieder- herzustellen. Am 24. Juni 1877 konnte das alte Gotteshaus in seiner jetzigen Gestalt eingeweiht werden. Der jetzige Besitzer ein Herr Abel aus Berlin, hat sich verpflichtet, die ehemaligen Klosterländereien nicht zu parzellieren und die noch vorhandenen Gebäude nicht zu ver­ändern.

Die Ümgegend des Klosters, das eine so bedeutungsvolle Geschichte hat, ist geweiht durch eine teure literarische Erinnerung. Die herrlichen Kiefern- und Eichenwälder mit lieblich eingebetteten Waldseen, die das stille Talbecken Lehnins umgeben, sind der Schauplatz des schönsten märkischen Romans, derHosen des Herrn von Bredow von Willibald Alexis. In der Giebelstube der malerisch gelegenen Oberförsterei hat der Dichter, erhoben durch sein junges Eheglück, jene Geschichte ge­schrieben, deren Schauplatz er in die umgebenden Waldungen verlegte. Die Bredowburg, die nie vorhanden gewesen ist, hat man am Gohlitzsee südlich von Lehnin zu suchen. Nur ungern kehrt der Wanderer, der in diesem lieblichen Waldidyll geweilt, ihm den Rücken, und Heimats­sehnsucht zieht ihn dahin zurück.

Als die Lehniner Mönche nach Siebolds Tode das Kloster~verlassen wollten, rief ihnen die Himmelskönigin zu:Kehret wieder, nichts wird euch mangeln! Möge der Brandenburgia, so schloß Herr Prof. Dr. Tschirch seine mit ungeteilter Aufmerksamkeit und lebhaftem Beifall