Heft 
(1910) 18
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7. (2. ordentliche) Versammlung des XV11I. Vereinsjahres.

Angehörigen werden diese Aufzeichnungen meist wie ein Talisman hoilig aufbewahrt. Die Zeit eilt, und mit ihr geht das Geschlecht dahin, das diese Kriege mit erlebt hat. Es ist zu befürchten, daß mit ihm auch viele dieser Urkunden der Volksseele schwinden. Sie im Original oder zu­verlässigen Abschriften zu sammeln ist eine Aufgabe, die unserm Verbände in erster Linie zukommt. Die Grazer Tagung wird zu dieser Stellung nehmen. Aber schon heute richte ich an unsere Mitglieder die Bitte, innerhalb ihres Wirkungsgebietes sich nach Leuten umzusehen, die für diese Aufgabe Interesse zeigeti und bereit sind, an der Sammelarbeit teilzunehmen. Gewiß wird es etwas Mühe kosten, das Material zu erlangen. Aber wie es Larseu in Dänemark gelungen ist, eine fast erdrückende Fülle von Stoff in die Hände zu bekommen, so dürfte es auch uns mit etwas Energie und Spürsinn gelingen, und ich bin über­zeugt, daß selbst der Sammler an dieser Arbeit seine Freude linden wird.

Dergleichen zu sammeln und zu veröffentlichen entspricht durch­aus auch den heimatkundlichen Absichten und Bestrebungen.

XVII. Ileimatschutz in Brandenburg. Mitteilungen der Laudesgruppe Brandenburg des Bundes Ileimatschutz. Das vorliegende Heft 2, 1909 enthält des Beachtenswerten viel, z. B. Prof. Franz: Der elektrische Strom im Landschaftsbilde. Der Nützlichkeits- Teufel. Die Pappel und andere Chausseebäume.

XVIII. Gründung eines havelländischen Heimatvereins zu Rathenow. Aus dem gewerbfleißigen Hauptort des Kreises West­havellands geht uns durch gütige Vermittelung unsers hochgeschätzten Mitgliedes Herrn Redakteur W ilhelm Kotzde angenehme Nachricht zu:

Unter dem Vorsitz des ersten Bürgermeisters Herrn Lindner fand am 15. April 1909 zu Rathenow imDeutschen Hause die begründende Versammlung statt. Der Vorsitzende wies auf die Ziele und Aufgaben eines Heimatvereins hin, wie sie kürzlich in einem Aufsatz in den Rathenower Blättern gezeichnet wurden, und in die umgehende Liste schrieben sich 46 Mitglieder ein, sodaß nicht nur das Bestehen, sondern auch ein kräftiges Blühen des Vereins gewährleistet sein dürfte. Herr Lehrer und Stadtarchivar Specht hielt einen Vortrag überBismarcks Beziehungen zu Rathenow. Hat der Gründer des deutschen Reiches seine politische Laufbahn doch als Abgeordneter des westhavelländischen Kreises begonnen! Der Beginn war von Stürmen umdroht; die Gegner ließen sich zu Tätlichkeiten hinreißen und Bismarck wurde, als er eine Versammlung im Noseschen Gasthof verließ, durch einen Steinwurf am Arm verletzt. Aber der Deichhauptmann von Rathenow fand schließlich doch Freunde hier und in einer Unterredung mit den Rathenower Wahl­männern, die in der Boelckeschen Gärtnerei in der Milowerstraße stattfand, gewann er diese für sich. Es war dies vor der zweiten Wahl, nachdem das vorherige Abgeordnetenhaus aufgelöst worden war.