Heft 
(1910) 18
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7. (2. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

widmen, so müssen doch andere diese Arbeit mit ihrem Einfluß, mit Wort und Tat stützen und tragen. Ein havelländischer lleimatverein wäre die rechte Stelle, wo alle, die diesen Willen haben, sich zusammen- linden könnten. Ein solcher lleimatverein hätte gewiß eine große und vielseitige Aufgabe. Da ist die Vergangenheit zu erforschen, ihren Zuständen und Geschehnissen nachzuspüren, die Herkunft und Zusammen­setzung ihrer Bewohner zu erkunden; deren Sitten und Gebräuche, die unter dem gleichmachenden Einfluß des modernen Lebens sich immer mehr verlieren, sind festzustellen. Die Bauweise unserer Altvordern, ihr Hausrat, ihr Leben und Treiben müssen erkannt werden. Die geologischen Verhältnisse, die daraus und aus anderm sich ergebende Zusammensetzung der Tier- und Pflanzenwelt sind klar zu erkennen, und so ergeben sich noch vielfältige andere Aufgaben. Aber ein havel­ländischer Heimatverein dürfte nicht dabei stehen bleiben all das zu erforschen, er müßte auch Einfluß auf die Gegenwart zu gewinnen suchen. Ein zu gründendes Museum hätte der Bevölkerung das Wertvolle und Schöne der Vergangenheit aufzuweisen und könnte viele Anregung für das gegenwärtige Gewerbe geben. Für die Erhaltung der havelländischen Sprache, der Sitten und Gebräuche könnte viel geschehen. Es könnte Einfluß auf die Bauweise gewonnen werden, indem man der Bevölkerung zeigte, wie ein Haus sich in die Landschaft einfügt; denn das haben unsere Altvordern in meisterhafter Weise verstanden, während wir heute meist ein Schablonenhaus bauen. Der lleimatverein wäre berufen, für die Erhaltung der Schönheiten unserer Heimat zu sorgen, das Verständnis für den Schutz der Vögel, die der Landschaft viel von ihrem Gepräge geben, in weitere Kreise zu tragen, vielleicht auch auf diesem Gebiet mit gutem Beispiel tatkräftig voranzugehen, er müßte auf Natur- und Baudenkmäler aller Art in unserer Heimat merken und ihre Erhaltung sichern. So könnte er durch die mannigfachste Tätigkeit den Sinn für die Heimat, die Liebe und Treue zu ihr wecken und stärken, und das würde der Heimat und ihren Bewohnern in ideeller und materieller Hinsicht von Nutzen sein. Nicht zuletzt wäre es auch Aufgabe des Heimat Vereins, heimatliche Kunst in Dichtung und Malerei, in der Bau­kunst und dem Gewerbe zu pflegen und zu stärken. Können all diese Aufgaben auch nicht mit einem^ Schlage, gleichsam über Nacht, erfüllt werden, so wird doch ein zielbewußtes Streben vieler die Erfüllung möglich machen. Die zähe heimatliche Art und der ernste Sinn unserer Bevölkerung wird, wenn sie einmal auf diese Ziele hingelenkt ist, uns den Erfolg verbürgen.

Die Brandenburgia ruft dem neuen Sprößling, dem havelländischen Heimatverein, ein herzliches Glückauf! zu und würde erfreut sein, wenn sich mit ihr ein freundliches Verhältnis zur Förderung der gemeinsamen wissenschaftlich-vaterländischen Bestrebungen anknüpfte.