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7. (2. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
mit ätzender Flüssigkeit sowie durch Anwendung von Klebemitteln und Baumharz — der Raupenplage entgegenzuwirken, haben nicht den gewünschten Erfolg gehabt, da die Behaarung des Goldafters, der im Tiergarten in so grollen Massen auftritt, so dicht und widerstandsfähig ist, daß die angeführten Mittel nicht imstande sind, durch die geschützte Haut der Raupe hindurchzudringen und infolgedessen nur wenige Tiere auf diese Weise zugrunde gehen. Wegen der dichteu, stechenden Behaarung dieser Raupe nimmt von den vielen Insekten fressenden Vögeln auch nur der Kuckuck, der ebenfalls im Tiergarten vorhanden ist, die Tiere als Futter an. Seit Beginn des Auftretens der Raupen sind nun in allen Teilen des Tiergartens Frauen damit beschäftigt, die Stämme der Bäume gründlich mit Besen zu säubern und die gesammelten Raupen zu töten. Auf diese Art werden viele Tausende der Schädlinge vernichtet. Auch an anderen Orten, wo sich Eichenwaldungen und Alleepflanzungen dieser Bäume befinden, wie im Grunewald, speziell in Eichkamp, zeigt sich der Raupenfraß in ähnlicher Weise. Wirklich rationell wirkende Mittel zur Vernichtung der Raupen haben sich bisher nicht finden lassen. Nur späte und starke Nachtfröste waren nach dem Ausschlüpfen der Raupe in früheren Jahren imstande, die Epidemie zu bannen. Jetzt beginnen die Raupen bereits sich zu verpuppen. Sobald der Schmetterling auskommt, werden in den Nachtstunden Versuche mit Blendlampen angestellt, in die die Schmetterlinge hineinfliegen, um. durch die Flamme versengt und vernichtet zu werden.“
Übrigens gelten seit über 50 Jahren bereits in unserer Provinz genaue Vorschriften, wann in den Gärten die Obstbäume gereinigt werden müssen, um der Entwickelung gefährlicher Raupen, namentlich von Apfelbäumen, vorzubeugen. In der Zeit, wo ich als Kreisrichter in Cöpenick amtierte, vom Herbst 1869 bis Frühjahr 1873, unterstand mir auch der Nachbarort Friedrichshagen, und ich mußte, wie ich mich entsinne, öfters Kontraventionen wegen Unterlassung des Abraupens ahnden. Dem ging allemal eine schriftliche Aufforderung des Polizeiwachtmeisters, allerdings in einer etwas bedenklichen Rechtschreibung, voraus. Sein Ukas lautete kurz und bündig: „ln den nächsten drei Tagen muß geraubt werden!“ Der Herr war ein Sachse.
XXV. Über die Mückenplage in diesem Jahre wird auch wieder vielseitig Klage erhoben. Die Brandenburgs - Mitglieder hatten am 17. Mai 1908, als wir den Brieselang-Wald bei Neu-Finkenkrug mit seinen Sümpfen besuchten, Gelegenheit, an unserm eignen Leibe zu empfinden, was die Mückenplage besagen will. Damals kamen zwei Mittel zur Sprache: Begießen der Brutlachen mit Petroleum bezw. einem ähnlichen flüssigen Vernichtungsmittel oder Aussetzen von Fröschen. In letzterer Hinsicht wurde mitgeteilt, daß die beteiligte Land- und Baugesellschaft bei Finkenkrug Tausende von Thüringischen Fröschen aus-