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7. (2. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
größten Beifall auf. Es ist vor allein zu wünschen, daß dasselbe auch bei uns aufgefübrt werde. Dergl. fördert auch dabei von selbst die Liebe zur Heimat und das Interesse an der Heimatkunde.]
XXXV. Otto March: Das ehemalige und künftige Berlin in seiner städtebaulichen Entwickelung. — Für diesen Vortrag, der Ihnen in Druckform vorliegt, war ich zu der öffentlichen Sitzung der K. Akademie des Bauwesens als Vors, der Brandenburgia vom 22. März 1909 eingeladen worden. Der hochinteressante Vortrag, der viel Anregendes für aktuelle Heimatkunde bietet, ist so vielfach in den Zeitungen und Fachschriften, meist zustimmend, besprochen worden, daß ich darauf Bezug nehmen darf und nur noch das schöne Schlußwort March’s erwähne: „Städte sind steinerne Urkunden des Lebensinhalts eines Volkes. Möge die hohe Wertschätzung, die der deutsche Geist in der ganzen Kulturwelt erfährt, sich einst auch auf die äußere Gestaltung der Reichshauptstadt erstrecken können.“
XXXVI. Franz Hermann Meißner: Moderne Menschen (Kunstverlags-Handlung Richard Bong, Berlin 1909). Der Verfasser, früher Leiter mehx-erer kaufmännischer Unternehmungen, gegenwärtig zweiter Direktor des hiesigen Zoologischen Gartens, den Brandenburgia- Mitgliedern längst durch seine vortrefflichen Künstlermonographien über Max Klinger, Böcklin, Franz Stuck, Adolf v. Menzel, Thoma, Fritz v. Uhde, Prell u. a. bekannt, versucht sich hier zum ersten Male als "Romanschriftsteller in der Öffentlichkeit.
Mit ungewöhnlicher Überzeugungskunst schildert M. den Lebenskampf eines aus tiefster Armut zum Wohlstände empoi'steigenden Menschen. Was ihn uns speziell heimatlich naherückt, ist das Berliner kaufmännische Milieu, in welchem er und die andern „moderne Menschen“ sich bewegen. Dazu treten interessante Frauengestalten aus allen Kreisen der Reichshauptstadt. Otto Andei\s, der Held des Romans, erinnert an den amerikanischen Selfmademan, der mit rücksichtsloser Enei'gie emporstrebt, dessen Leitsatz ist: Armsein ist ein Unglück, Armbleiben eine Schande! Sehr ideal vei’anlagt sind diese Berliner Geister, in welche M. uns einführt, nicht, mehr smart als genteel, aber sie entspi’echen der Wirklichkeit. Und diese modernste heimische Börsianer- und Gründerwelt xvird interessant verbrämt von Schilderungen über die bauliche Entwicklung Berlins xxnd Großberlins, die nicht zu den schlechtesten des kunstfreudigen Autors gehören. Die Lektüre dieses realistischen Buchs, das wir mit gemischten Gefühlen aus der Hand legen, erhält uns bis zuletzt in Spannung und verdient ihres Inhalts wegen sehr wohl auch in einer heimatkundlichen Zeitschrift besprochen zu werden.