Issue 
(1910) 18
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Unser Bueksteinbnn in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

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ist. Hat inan früher den Terrakottenbau und den Ziegelbau geflegt, so gehen wir jetzt wieder auf den Fliesenbau, in dein ich die Anwendung von glasierten Platten und glasierten Ziegeln zusammenfasse, los, aller­dings nicht derartig, daß ganze Gebäude aus Fliesen errichtet werden, aber insoweit, als die Anwendung von Fliesen ständig mehr wächst. Ist dies der Fall, so wird auch die Verwendung der gewöhnlichen Ver­blender wieder mehr zunehmen; denn wo ist die Anwendung von glasierten Verblendern auf Fliesen empfehlenswerter als in einer Fassade, die aus Verblendziegeln errichtet ist? Meiner Meinung nach haben die Verblendziegelfabrikanten die Verpflichtung, die Entwickelung der Fliesen­architektur nach Kräften zu unterstützen. Geschieht dies, so werden wir iin Laufe der nächsten Jahrzehnte sehen, wie der Verblender all­mählich wieder zu seinem Rechte kommt, allerdings nicht mit eintönigen Fassaden, sondern mit Fassaden, welche durch die Verwendung glasierter Verblender und Fliesen sowie andersfarbiger und unglasierter Verblender künstlerisch wirken. Borrmann weist mit Recht darauf hin, daß es die schönste Aufgabe der Baukeramik ist, der Architektur einen wetter­beständigen farbigen Schmuck zu liefern. Hierfür bieten sich vornehm­lich drei Möglichkeiten: die vielfarbige Reliefplastik, ferner die ver­schiedenen Arten farbigen Emaille- und Mosaikschmuckes, welche die orientalische Kunst zur Ausbildung gebracht hat, endlich die Scharf­feuermalerei der europäischen Fayanzen. Borrmann sagt weiter;Vieles ist hier noch zu tun, ehe die edle keramische Kunst in unserem Bau­wesen den ihr gebührenden Rang einnimmt; doch mag man Leistungen wie an den Pariser Ausstellungsbauten vom Jahre 1878 und 1900, Ver­suche wie Charpentiers Bäckerrelief, Kühlers Mosaikfriese, endlich Läugers technisch anspruchslose Fliesenmuster getrost zum Maßstab nehmen *für die Fähigkeit unserer Zeit, zu einem selbständigen kera­mischen Stil zu gelangen.

Ich schließe mich Borrmann an, und ich gebe dem Wunsche Aus­druck, daß unsere Verblendziegelindustrie in der angedeuteten Richtung weiterarbeitet, Die Beweise dafür, daß wir nach dieser Richtung streben, finden wir, wenn wir unsere Straßen durchwandern und einen Blick auf die Ilöfe der neuen Häuser werfen. Wenn die Verblenderfabrikanten sich diesen Hinweis zunutze machen, so werden sie einer neuen Zukunft entgegengehen. Jeder muß sich der Zeit anpassen, in der er lebt; wer dies nicht tut und beim alten stehen bleiben will, bleibt nicht nur stehen, sondern geht rückwärts.