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Mittwoch, den 9. Juni 1909.
Besichtigung des Friedhofs der Stadtgemeinde Berlin
in Friedrichsfelde.
Hinter dem Portal hatten sich die Erschienenen zur festgesetzten Zeit versammelt, und hier wurden sie von dem I. Vorsitzenden, Herrn Geheimrat Friedei begrüßt, er stellte ihnen zunächst Herrn Gartendirektor Mächtig vor, der den meisten ja schon von früheren Führungen her bekannt ist und sodann den Herrn Kirchhofsverwalter Protz, die beide die Führung und Erklärung übernommen hatten.
Gegenüber der Eingangstür befindet sich ein großer polierter Stein aus rotem Granit mit der Inschrift: „0 lieb, so lang’ du lieben
kannst,“ etc. Dieser Stein,, von hohen dunklen Lebensbäumen umgeben, ist die Stiftung eines Amerikaners, dessen Bruder hier beerdigt liegt.
Der Friedhof ist 251 ha groß. Die Kapelle wurde am 21. Mai 1881 eingeweiht. Heut nach 28 Jahren macht er den Eindruck eines großen Parkes. Der Vorschlag zu dieser Anlage rührt von unserem I. Vorsitzenden her, und die Ausführung ist das Werk des städtischen Gartendirektors Herrn Mächtig. Es ist eine Nachbildung des großen Hamburger Friedhofes bei Ohlsdorf. Hinter Bäumen und Buschwerk versteckt sind die Begräbnisplätze angelegt, und an den großen Hauptalleen finden Gräber mit schönen Denkmälern Aufstellung. Auch Urnen sind an vielen Stellen zu sehen; einige von ihnen in besonderen Baulichkeiten und andere in kleinen Nischen. Da die langen, einförmigen Gräberreihen wegfallen, so nimmt sich jedes Grabdenkmal wie ein Kunstwerk aus, besonders auch wegen der grünen Einfassung aus Buschwerk.
Mitten durch die Anlage führt eine breite Allee, und in ihrem höchsten Punkte steht die Kapelle aus roten Ziegelsteinen mit einer
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