0. ( 7 . außerordentliche) Versammlung des XVIII, Vereinsjahres.
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9. (7. ausserordentl.) Versammlung des XVIII. Vereinsjafires
Sonntag, den 13. Juni 1909.
Wanderfahrt nach Luckenwalde und dem hohen Golm.*)
Um 8. 30 Uln- vorm, wurde der Ausflug vom Anhalter Bahnhof aus angetreteu und um 9. 12 Uhr traf die Gesellschaft auf dem Bahnhof in Luckenwalde ein, wo einige Luckenwalder, darunter Herr Bürgermeister Schmidt und Herr Lehrer Hahn, sie in Empfang nahm. Hier erhielt jeder Teilnehmer sogleich eine Broschüre überreicht mit dem Titel: Er- innernngsblatt anläßlich der Wanderfahrt der Brandenburgs nach Luckenwalde und dem Golm am 13. Juni 1909. Diese Arbeit ist verfaßt von Herrn Hahn im Aufträge der Stadt und bietet eine kurze aber treffliche Heimatkunde. Sie enthält eine wichtige Beilage, nämlich einen Stadt- plan mit Eintragungen von Flurnamen und einigen Örtlichkeiten aus früheren Epochen, z. B. aus der Zeit Friedrichs des Großen.
Vor dem Bahnhofe teilte sich die Gesellschatt in zwei Parteien, die eine wunderte zur historischen „großen Fabrik“ und die andere zur Goldschmidtschen Filzhutfabrik. Von der großen Fabrik erkennt man an der Straßenfront noch die alten Gebäude und auf der Wetterfahne kann man lesen „Fabrhpien-IIaus“. Es wurde 1782 fertiggestellt. Gegenwärtig gehört das Etablissement der Firma Tannenbaum, Pariser & Co., und es werden hier die Krimmerstoffe für Herrenüberzieher hergestellt. Auch die Hutfabrik von Goldschmidt verarbeitet allein die tierische Wolle. Herr Stadtrat Goldschmidt selbst führte seine Abteilung durch die Fabrik und gab die nötigen Erläuterungen. Es wird zumeist Kap- wolle und ungarische verarbeitet. Der erste Prozeß ist das Zerreißen und Waschen der Wolle, darauf wird sie auf großen Trommeln zu einem feinen Schleier aufgewickelt, sodaß eine Watte entsteht. Diese erhält schon die erste Form des Hutes, nämlich eine weite Kappe, die noch ganz weich und biegsam ist. Diese Urform wird durch Druck und Dampf in einer Mascbiue verfestigt. Die richtige Gestalt erhält der Hut endlich in den Anstoß- und Walkmaschinen, indem die eine den Rand und die zweite den Kopf formt. Diese Formen heißen Stumpen; sie werden noch einem wichtigen chemischen Prozeß unterworfen, nämlich mit verdünnter Schwefelsäure behandelt, wobei alle Verunreinigungen
*) Es wird auf den Aufsatz unseres Mitgliedes 0. Monke S. 16 dieses Jahrganges verwiesen, der obige Zeilen in vieler Hinsicht ergänzt.
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