Heft 
(1910) 18
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9. (7. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjalires.

führen die Wege am Wasser entlang, und gelegentlich öffnen sich reizende Durchblicke auf Wiese und Busch.

Wir bestiegen an Ort und Stelle die Eisenbahn, fuhren zunächst nocli neben dem Nordrande des Flämings hin uud bogen dann bald in dre Berglandschaft selbst ein. Von einigen Punkten kann man schon den Golm mit seinen Kuppen erblicken, denn eine von ihnen trägt ein hohes Triangulationsgerüst. Bei der Station Ließen stiegen wir endlich aus und traten nun den eigentlichen Aufstieg an. Der Weg ist zunächst noch wenig steil und erst zum Schluß wird er für eine kurze Strecke beschwerlicher, indem er auf dem Kamm eines Kückens entlang zu dem höchsten Vorsprung, der mit einer kleinen Bretterbude versehen ist, führt. Diese Kuppe ist nicht bewachsen und erlaubt daher eine weite Fernsicht. Nach Norden blickt man in das Glogau-Baruter Tal und darüber hinaus in die mittelmärkische Bruchlandschaft. Aus dem Grün der Wälder und Wiesen heben sich keine auffallenden Punkte heraus. Vor allem fehlt das Wasser, das sonst unsere märkischen Aussichts­punkte begleitet. Nach Süden breitet sich die Waldlandschaft des Flämings aus und man hat nur einen beschränkten Blick, denn eine gerade Linie schneidet den Horizont gegen den Himmel ab. Nach Westen sieht man in der Ferne eine Windmühle sich gegen den Himmel abheben, die zu dem Dorfe Hohen Schlenze bei Jüterbog gehört. Das Interessante an der Aussicht ist allein der ziemlich steile Absturz zu den Dörfern Stülpe und Linow.

Hier in der Wald- und Berglandschaft hatte Herr Oberförster Dwilling die Führung übernommen, und an Ort und Stelle hielt Herr Pastor Quappe einen Vortrag über die kirchengeschichtliche Bedeutung dieser Stelle. Hier wurde nämlich am 13. August 1437 eine Kapelle der Mutter Gottes eingeweiht, die von den Mönchen in Zinna erbaut worden war. Die wundertätige Wirkung dieses Bildes war weit und breit berühmt und brachte dem Kloster reiche Einnahmen, und als die Mönche nach der Reformation die Stätte verließen, sollen sie ihre Reichtümer hier oben vergraben haben. Die Sage berichtet deshalb von vielen Schatzgräbern, die alle beinahe den Schatz schon gehoben hätten. Der klügste von ihnen war wohl ein Student namens Kaspar Hüller aus Schlesien, der sich 1678 mehrere Wochen lang im Stülper Herren­haus verpflegen ließ. Im Jahre 1562 wurden die Kirchengeräte nach Stülpe gebracht, und im Jahre 1788 erbaute Adolf Friedrich von Rochow auf dein Golm ein Sommerhaus, das 1832 abbrannte.

Auf dem gegenüberliegenden Gipfel hatte sich ein Marketender mit den nötigen Getränken etabliert, weshalb die Gesellschaft nach dem Vortrage sich zu jenem Punkte hinüber wandte. Nach einer kurzen Erquickungspause nahm der I. Vorsitzende das Wort zu einer kurzen Schilderung der jüngsten politischen Ereignisse, die zum Schluß in ein