Issue 
(1910) 18
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11. (9. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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dem Vorredner seinen Dank aus für die freundlichen Worte und toastete seinerseits auf das Wold der Brandenburgs.

Um 2 Uhr wurden die Kremser bestiegen zu der Fahrt nach Trampe. Die Straße, die aus der Stadt herausführt, steigt sehr steil an, sobald aber die Höhe erstiegen ist, wird die Chaussee eben und zu ihren beiden Seiten ragt dichter Wald in die Höhe. Nach ungefähr ein- stiindiger Fahrt war das Dorf erreicht, und hier wurde sofort das Schloß aufgesucht. Es ist ein schlichtes Gebäude aus einein Erdgeschoß, einem Oberstock mit einem Dachgeschoß. Vor dem Eingang begrüßte uns Herr Graf v. der Schulenburg und führte uns durch die Räume die Erdgeschosses, wobei er erklärte, daß er versucht habe, alles möglichst wieder so herzu richten, wie es zur Zeit des letzten Sparr hier gewesen sei. In dem Vorraum nach der Dorfstraße befinden sich zwei große Ölgemälde: das eine stellt den Grafen Sparr, den Feldmarschall des Großen Kurfürsten, vor und das andere ist ein Frauenbildnis, dessen Name unbekannt ist; offenbar aber gehören beide ein und derselben Zeit an. Außer diesem Schmuck befindet sich hier noch eine reichhaltige Sammlung von Rehgeweihen. Hinter diesem Vestibül liegt ein großes Zimmer mit der Front nach dem Garten mit einem Marmorkamin aus der Zeit der Sparr. ln einem zweiten Zimmer steht ein großer bunter Kasten, schon eine kleine Truhe; sie ist ein Geschenk eines Sultans und datiert von einer türkischen Gesandtschaft, wo sie einem Vorfahren des jetzigen Besitzers zum Geschenk gemacht worden war. Durch einen Seitengang gelangt man von dem Vestibül in das Treppenhaus, dessen Wände ebenfalls reich mit Jagdtrophäen ausgestattet sind.

Nach der Besichtigung des Schlosses führte der Besitzer die Gäste durch den Park. In seinem vorderen Teil steht eine Sonnenuhr mit der Jahreszahl 1667 und dem Namen Otto Christoph Freiherr von Sparr; sie ist also auch ein letzter Überrest jener Zeit und von dem jetzigen Besitzer in pietätvoller Weise wieder an ihren alten Platz gestellt worden. Der Park dehnt sich weit hin aus und besteht aus großen Wiesen mit Buschwerk und alten Eichen. An einer Stelle auf einer großen Wiese saß der Fasanenhirt und hinter ihm ein großes Volk junger Tierchen. Das ganze Gelände ist eine moorige Niederung mit zahlreichen Abzugs­gräben, das nach dem Dorfe hin ansteigt. Inmitten dieser Niederung liegen nun die Überreste der Wulkow-Burg. Herr Professor Eckstein ist auf sie aufmerksam geworden durch das Auftreten von vielen Gehäusen der Weinbergsschnecke. Es sind nur noch wenige Mauerreste vorhanden und Herr Geheimrat Friedei empfahl eine energische Nachforschung mit Hülfe des Spatens. In der Nähe der Mauerreste liegt ein großer Findling mit einer ebenen Oberfläche, in deren Mitte sich ein kleines rundes Loch befindet. Der Stein heißt der Hexenstein.