Issue 
(1910) 18
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Rudolf Schmidt.

hatte ein Brand das ganze Kirchengehaude eingeäschert, hatte auch die »Sparrengrüfte dabei teilweise zerstört. Der Neubau verzögerte sich; jahrzehntelang hatte die Kirche überhaupt keine Glocken. Otto Christoph nahm sich auch dieser Kalamität an; er ließ angeblich aus erobertem Kanonenmetall, das er aus seinen Feldzügenniitgebracht hatte, durch den Berliner Gießer Jacob Neuwert drei Glocken gießen, die er der Tramper Kirche schenkte. Die schönste und reichste dieser Glocken trug seinen Namen als den des Stifters, während die beiden anderen die Namen der mit ihmzu gesamter Iland belehnten

Ernst Sparr, Ilauptmann zu Zechlin und Lindow, und Ernst George, Reichsgraf von Sparr, Generalfeldzeugmeister,

der Nachwelt erhielten. Diesen Sparrenglocken sagte man nach, daß, soweit ihr Klang reiche, sich niemals eine giftige Schlange sehen lasse; auch befreiten sie denjenigen, der in festem Glauben an Gottes Hilfe zu bestimmten Zeiten sie berührte, von jeglicher Krankheit. In Trampe geht sogar die Tradition, daß Sparr die schönsten der Glocken selbst erobert habe und sie durch Tramper Bauern nach seinem schönen Rittersitz habe bringen lassen. Fest steht aber in jedem Falle, daß der alte Sparr sich durch eine besondere Vorliebe für Glocken auszeiclinete, sodaß Fontane nicht unrecht hatte, wenn er seine Sparrenbetrachtung ausklingen läßt in das Zitat:

Sein Nam und seiner Glocken Klang Ziehen still die Ileid entlang.

Auch für die Schule verwandte Freiherr von Sparr sich in jeder Weise. Ja es wird erzählt, daß er in der Klasse oft selbst nach dem Rechten sah. Ebenso hielten es seine Nachkommen; stets hatten sie für die Schule etwas besonderes übrig. Den Kantor Daniel Erasmi, einen gar streitbaren Herrn, der ewig mit dem Pfarrherrn in Streit und Fehde lag, nahmen die Sparrs sogar gegen die ganze Gemeinde in Schutz. Der Küster war mit seinem Einkommen unzufrieden, eine Erscheinung die auch heute noch Vorkommen soll, weshalb sich der Gutsherr eine Aufstellung seiner Bezüge von ihm geben ließ. Ich möchte sie wegen ihrer Originalität hier wörtlich folgen lassen. Der Herr Kantor schreibt:

Habe ein Wohnhaus und ein Gärtlein dabei. Was die Schule anbelanget, so halte ich nur vom Martini bis Marien Schule und bekomme quartaliter 4 Gr. vor ein Kind. Die wenigen aber so schreiben geben 0 Gr. Im Sommer schicket niemand kein Kind herein. Vor dem Orgelspielen bekomme aus der Kirchen 1 Tlr. Von jeder Hufe bekomme ein Osterei, sonst soll ich 2 haben, der Prediger aber nimmt die Hälfte. Wenn ein eheliches Kind getauft wird, besaget mir die Matricul 2 Pfg., bekomme aber davor nichts