3GG
Uuilulf Schmidt.
sein Gesichte nicht anders als ein Löwe, mit Schnaufen und Grausen, nämlich der Cantor solle fortmachen, es wäre keine Zeit übrig zu warten.“ Hierauf der Pastor den armen Cantor alsobald „zu röckeln, zu flegeln und zu narren angefangen.“
Die Beschwerden des gekränkten Kantors dehnen sich in dieser Weise über 21 volle Folioseiten am 0 , sodaß es dem Patron der Tramper Kirche, dem sie vorgetragen werden, gewiß nicht leicht gefallen sein wird, alles wieder ins Gleichgewicht zu bringen, zumal die Reibereien schon 1GD7 begonnen hatten.
ln der Tat war der brave Kantor nicht zu beneiden. Er mußte alle Sonn- und Bußtage, Sommer wie Winter, in aller Frühe, da es noch dunkel war, nach Klobbicke laufen, und „oft im bösesten Wetter, um das Geläute daselbst mit beiden Händen, zur Linken und zur Rechten, zu ziehen.“ — „Nächstdem allhier (zu Trampe), da ich ganz abgemattet und erfroren mit vieler Mühe und Umherlaufen, wann eingeläutet werden soll, und niemand weder zu hören noch zu sehen ist, zu bestellen, zugleich die Orgel und das Singen zu versehen, mit großer Gefahr den Seiger (die Uhr) der bösen und übel angelegten Treppen halber, ingleichen die Schule von einem Tage zu dem anderen mit großem Verdruß abzuwarten.“
Der eigentliche Ausgestalter des Tramper Dorfwesens war Friedrich Wilhelm, Reichsgraf von Sparr, der nach dem Tode seines 'jüngeren Bruders, Leopold August von Sparr, Anno 1G8G Trampe erbte. Er hat, wie die Familienakten melden, „nicht nachgelassen durch unermüdete Sorgfalt, Arbeit und schwere Kosten während einer mehr als 40jährigen Gutsbewirtschaftung das ganze Dorf wiederum anzubauen, sondern auch die sämtliche Verfassung der Dienste und anderen Praestationen in denjenigen guten Stand zu bringen, in welchem er alles gut und wohl hinterließ.“ Der Gutsherr muß eine ziemlich erhebliche Summe zu diesem Zweck aufgewendet haben; denn die Akten bezeugen, daß zur Erbauung eines neuen Bauernhauses nebst Scheune — bei freier Hand- und Spanndienstleistung seitens der Einwohner — 178 Tlr. ohne Holz gerechnet wurden. Für ein Kossätenhaus mit Scheune wurden allerdings nur 113 Tlr. angewandt. ,
Hierzu sei eine kurze Abschweifung auf das „Gebiet der Diensthörigkeit“ gestattet, und zwar wesentlich deshalb, weil Graf Sparr in dieser Beziehung vieles umwarf und vollkommen neu ordnete.
Mit ihrem Gespann und bei eigener Kost hatten die Bauern von Michaelis bis Johannis wöchentlich 3 Tage, und von Johannis bis Michaelis, dem sogenannten Augst- oder Erntecpiartal, wöchentlich 5 Tage zu dienen, und zwar von Sonnenaufgang bis Niedergang, welche Vorschrift jedoch später gemildert wurde. Die Herrschaft verlangte dabei von ihnen nicht nur das Einfahren der Ernte, sondern auch die