Heft 
(1910) 18
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12. (3. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahrea.

Nordseeküste zum Schmuck der Damenhüte unzählige Seeschwalben im Sommer ihr Leben lassen. Wenn sich auch gegen diese .Jagd auf See­vogel, die vom offenen Meere aus betrieben wird, leider einstweilen wenig Durchgreifendes unternehmen lallt, so soll doch jetzt an der deutschen Nordseeküste durch Gründung von Vogelfreistätten dieser Ausrottung etwas vorgebeugt werden. Die Preußische Regierung hat bereits 1907 eine flache, zwischen Borkum und Juist belegene Insel, den sogenannten Memmert, zur Vogelfreistätte erklärt, wo namentlich auch den Badegästen das Sammeln der Bruteier streng verboten ist. Jetzt hat zur Errichtung einer zweiten Vogelfreistätte an der nordfriesischen Küste der Vogelschutzverein Jordsand die Hallig Norderoog für 1200 Mark angekauft; auch die Kolonien der Seevögel auf den Inseln der Elbmiindung frischen und Neuwerk bei Hamburg sollen gesetzlich demnächst ge­schützt werden. Auf diesen Freistätten sind Wärter angestellt worden, welche darauf achten, daß die Brutplätze nicht betreten werden.

Es wäre eine noch viel größere Ausdehnung dieser Vogelfreistätteu zu wünschen, auch in unserm Ileimatsgebiet. So bedarf ein früher in der Mark häufiger Vogel die Scharbe oder der Kormoran dringend der Schonung. Unter dem Vorwand, daß dieser höchst merkwürdige Vogel eigentümlichen Verhaltens der Fischerei schädlich sei, hat man ihn nahezu ausgerottet. Fontane in seinen Wanderungen durch die Mark Branden­burg erzählt bereits vor über 40 Jahren, daß man, um den Werbellinsee von Scharben zu befreien, die Gardeschützen aufgeboten habe.

IX. Wald- und Tierschutz-Gottesdienste haben während dieses Sommers erfreulicher Weise in größerer Anzahl in der Umgebung Berlins stattgefunden. Im Grunewald, in der Jungfernheide, in der Spandauer Forst, in den Waldrevieren au der Oberspree, hinter Tegel usw. hatten sich Wanderprediger eingefunden, um unter freiem Himmel an die Sonntagsausflügler Ansprachen zu richten. Aber auch von den Gemeinde-Pastoren wurden vielfach Waldgottesdienste veranstaltet. So sprach u. a. im Walde bei Johannistal der Oberpfarrer Dransfeld aus Cöpenick. Die Ansprache bewegte sich nicht nur im Rahmen der all­sonntäglichen Auslegungen der Bibel in der Kirche, sondern es wurde vornehmlich auf den Schutz des Waldes und der Tiere hingewiesen. Bei dem starken Ausflügler Verkehr, der an den Sonntagen herrscht, hatten sich zu diesen Predigten oft viele Hunderte von Zuhörern einge­funden. Eine der ansprechendsten und segensreichsten Formen der Gottes­verehrung, die jeden Heimatfreund mit Andacht gegen den Schöpfer er­füllt und mit Freude, daß Kindern wie Erwachsenen die Liebe zur Natur und ihren Erzeugnissen an Ort und Stelle warm ans Herz ge­legt wird.

X. Bei der Feier des 25jährigen Jubiläums des Touristen­klubs für die Mark Brandenburg am 5. Juni d. J. übermittelte unser

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