Heft 
(1910) 18
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12 . (S. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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in Stralsund, an die des berühmten Goldfundes von Pietroessa und anderer ostgotisclier Schmucksachen, Meisterwerke Teiges, die in allen grollen Museen zu linden sind.

Uns ist er stets ein treues Mitglied gewesen, das uns insbesondere bei den Stiftungsfesten mit Mühe und Rat sowie mit freigebiger Tat unterstützte: viele unserer Mitglieder tragen noch jetzt die kunstgewerb­lichen und kunstgeschichtlichen Andenken, welche er mit freundlicher Hand verteilte.

Es würde heißen, einen wesentlichen Faktor im Leben unseres Teige verschweigen, wenn ich nicht die freundschaftlich zu nennenden Beziehungen erwähnte, die ihn mit dem Rumänischen Königshause, ins­besondere der kunstsinnigen Königin Elisabeth (Carmen Sylva) verbanden. Er galt in Bukarest und Castel Pelesch nicht bloß sozusagen als der moderne Benvenuto Cellini, sondern er war auchbenvenuto, d. h. aller- zeit willkommen am Königshof als Dekorateur und Festordner.

Seine Stellung, die er in der Brandenburgia einnahm, wird schwer zu ersetzen sein.*)

Am 9. Juni d. J. führte uns unser liebes treues Mitglied Herr Gartendirektor Hermann Mächtig in dem von ihm geschaffenen, nach meinen Verwaltungsideen angelegten Friedhof der Stadt Berlin zu Friedrichsfelde herum und gab unermüdlich über alles Merkwürdige bereitweilligst Auskunft. Er erschien uns Allen damals allerdings als sehr leidend aussehend, aber wir hofften, seine zähe Natur und seine ungewöhnliche geistige Spannkraft würden iün auch diesmal wieder sein schleichendes Leiden überwinden helfen. Leider sollte es nach Gottes Ratschluß nicht so sein und bereits am 1. Juli wurde er uns mitten in der Vollkraft seines Schaffens, sich tragend mit allerhand gärtnerischen Verschönerungsplänen für Berlin und Umgegend, nach kurzem aber schwerem Leiden entrissen.

Seine Werke werden Mächtig noch lange feiern, so die Fertig­stellung des Treptower Parks und des anschließenden Piänterwalds. Vor allem der Viktoriapark, dem der Stempel von Mäclitigs genialem garten­künstlerischen Können für alle Zeit aufgedrückt ist.

Uns wmr Hermann Mächtig ein stets dienstwilliger, freundlicher

und liebenswürdiger Vereinskollege.

Beiden Mitgliedern hat die Brandenburgia die bei ihr herkömmlichen letzten Plhren erwiesen und ich bitte Sie jetzt sich zum Gedächtnis unserer entschlafenen Freunde von den Sitzen zu erheben. (Geschieht.)

XVT. Glücklicher Weise haben wir auch freudige Ereignisse zu berichten. Unser Ehrenmitglied Exzellenz von Bethinann-Hollweg,

*) Es freut uns gewiß alle, daß Frau Lina Teige sich entschlossen hat, mit den bewährten Kräften der Kunstwerkstätte ihres Gemahls dessen Tätigkeit weiterzuführen.