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12. (8. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
Staatsekretär des Innern, ist an Stelle des Fürsten Bülow Kanzler des Deutschen Reichs und unser Ehrenmitglied der bisherige Oberpräsident von Berlin und Brandenburg Exzellenz von Trott zu Solz, Staats- minister und Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten geworden.
An seine Stelle tritt in Potzdam Exzellenz von Loebell. Er war seit dem Jahre 1905 als Chef der Reichskanzlei die rechte Hand des Fürsten von Bülow, der ihn wegen seiner großen Arbeitskraft und Gewandtheit besonders schätzte. Bei allen wichtigen Gelegenheiten, bei Verhandlungen itn Reichstage sah mau die lebhafte Figur des Unterstaatssekretärs in der Nähe des Kanzlers. Herr von Loebell steht im 54. Lebensjahre. Er studierte in Leipzig und Straßburg und wurde 1877 Referendar, 1883 Assessor. Von 1885 ab verwaltete er als Landrat den Kreis Neuhaus a. O. in Hannover und von 1889 ab den Kreis Rathenow. 1900 schied er aus dem Staatsdienst aus infolge seiner Wahl zum Generaldirektor der Landfeuersozietät der Provinz Brandenburg. In demselben Jahre erfolgte seine Ernennung zum Kammerherrn. Er vertrat längere Zeit den Wahlkreis Westhavelland—Stadt Brandenburg— Zauch—Belzig im Abgeordnetenhaus und war von 1898 bis 1900 Mitglied des Reichstags für denselben Bezirk; er gehörte der konservativen Fraktion an. Im Jahre 1907 wurde Herr von Loebell, der .das Amt eines Chefs der Reichskanzlei zunächst als Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat bekleidete, Unterstaatssekretär.
Ich habe die Ehre, Exzellenz von Loebell von der Zeit her zu kennen, wo er in Rathenow das Amt des Landrats von West-Havelland versah. Wir bemühten uns damals gemeinschaftlich und erfolgreich um das Zustandekommen des Denkmals für den ersten brandenburgischen Hohenzollern, den Markgrafen Friedrich I., auf dem historischen Berg vor Friesack. Vod daher kenne ich das Interesse des neuen Herrn Oberpräsidenten für unsere Provinz Brandenburg und ich weiß, daß die Pflege ihrer Heimatkunde ihm am Herzen liegt. Die Wahl konnte keinen geeigneteren Märker treffen.
Wir gratulieren allen drei Herren zu ihren neuen Stellungen seitens der Brandenburgs hierdurch ehrerbietigst,
XVII. Erwähnen will ich noch den im Juli d. J. erfolgten Tod der berühmten vorgeschichtlichen Forscherin Fräulein Professor Johanna Mestorf, welche bis zum 31. März d. J. den Direktorposten des Altertümermuseum zu Kiel versah, dann zu ihrem 80. Geburtstag Doctor honoris causa der dortigen Universität wurde und bald darauf verstarb. Frl. Mestorf, die ich die Ehre habe, seit 1866 zu kennen, war eine der besten Kennerinnen der nordischen Altertümer, deren Kenntnis sie uns schon vor Jahrzehnten durch Übersetzung dänischer und schwedischer Schriftstellen, z. B. des alten Nilsson, vermittelte.