Heft 
(1910) 18
Seite
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12. (8. ordentliche) Versammlung de* XVIII. Vereintjahre*.

XXY. Vor kurzem bin ich wiederholt anfgefordert worden, mich über den drohenden Schloßverkauf in Freienwalde a. 0. auch an dieser Stelle zu äußern. Um sicher zu gelten, habe ich am 5. d. M. das Schloß und seine Umgebung genau gemustert und meiue Eindrücke in einem Aufsatz im Berl. Lok.-Auz. vom 26. d. M. niedergelegt.

Hohenzollern-Erinnerungen in Freienwalde a. 0. Die in letzter Zeit melirfaeh durch die öffentlichen Blatter gegangenen Andeutungen, daß das Königliche Schloß zu Freienwalde an der Oder, gleich Fischbach und anderem Hofkaminerbesitz, verllußert werden soll, legt es nahe, noch einmal zuvor die dortigen Er­innerungen an das brandenburgisch-preußischc Ilaus zu beleben.

Kaiser Wilhelm der Große, der wegen hohen Alters an der 200-Jahrfeier des Gesundbrunnens in Freienwalde im Jahre 1884 nicht teilnehmen konnte, entsandte an seiner Stelle den Kronprinzen, der sich an der Festlichkeit mit großem Interesse und mit aus­gedehnter historischer Sachkenntnis beteiligte. Wie der alte Kaiser ungemein pietätvoll, sorgfältig alle Erinnerungen an sein hohes Haus und seine Familie mit rührender Anteilnahme pflegte, so auch der Kaiser Friedrich, nur, daß bei diesem noch eine fast leidenschaftliche Anteilnahme für die historischen und antiquarischen Beziehungen hinzutrat, die sich bis auf scheinbar unbedeutende Andenken er­streckte.

1683 hatte der Chemiker und Adept Kunkel, der sein Labo­ratorium auf der Pfaueninsel hatte, und nachmals mit dem Beinamen von Löwenstern in den schwedischen Adel erhoben wurde, die Heilkraft der eisenmoorigen Quelle nahe der Papenmühle festgestellt und erwirkt, daß alsbald dort ein kurfürstlicher Gesundbrunnen ein­gerichtet wurde. Die 1884 mit einem Bronzemedaillonbild des Großen Kurfürsten geschmückte und nach ihm benannte Quelle, erinnert an die damaligen Vorgilnge. Der berühmte Sieger von Fehrbellin ging mit gutem Beispiel voran und erlebte noch kurz vor seinem Abscheiden 1688 eine Besuchszifler von 1500 bis 1600 Badegästen, für damalige Zeiten und für die Verhältnisse unserer Mark eine hohe Frequenz.

Auch aus der Zeit der beiden Nachfolger bewahrt die Ge­schichte des Freienwalder Gesundbrunnens angenehme Erinnerungen.

Auf der Baustelle des jetzt noch zu Logierzwecken dienenden Berghauses hatte der große Andreas Schlüter für König Friedrich I. ein auf vielen Säulen ruhendes, hölzernes Schlößchen aufgeftihrt, welches dem Monarchen, der mehrere Jahre Kurgast in Freienwalde war, zum Aufenthalt diente, der ihm aber dadurch verleidet wurde, daß ein Sturmwind den Holzbau nahezu umwarf und die hohen Herrschaften fast in Lebensgefahr brachte. Hatte schon der Große Kurfürst alte Soldaten, die an Wunden oder Reißen litten, nach dem Gesundbrunnen mit heilkräftiger Wirkung geschickt, so geschah