Heft 
(1910) 18
Seite
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12. (3. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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dies auch unter den beiden ersten preußischen Königen. Friedrich Wilhelm I.poussierte, schon um dem Besuch ausländischer Bäder Abbruch zu tun, den Gesundbrunnen, den er mit dem später so­genanntenalten königlichen Flügel bereicherte, welchem Friedrich der Große einenneuen königlichen Flügel hinzufügte.

Heste dieser Gebäude sind, nachdem der Gesundbrunnen 1832 in den Besitz der Stadtgemeinde Freienwalde übergegangen, später mit dem im Jahre 1872 erbauten neuen Kurhaus in geschickte Ver­bindung durch eine Kolonnade so zwar gebracht worden, daß man die alten und neuen Bauteile noch immer wohl unterscheiden kann.

Einen hervorragenden baukünstlerischen Wert beansprucht das dem Brunnengelände auf einer Anhöhe gegenüberliegende stattlicheLandhaus, ebenfalls Logierzwecken dienend. Mit seiner Fassade, die durch ein von Säulen getragenes Halbrund wirksam hervorgehoben wird, ist es mit einem Male wieder hochmodern ge­worden. indem es genau in den jetzt üblichen sogenannten Jugend­stil hineinpaüt, obwohl es mehr als ein Jahrhundert alt sein mag.

Allen diesen Spuren ging Kronprinz Friedrich Wilhelm im Jahre 1884, wo er im Königlichen Schloß in der Stadt abstieg, mit Vorliebe und Verständnis nach, obwohl die Königliche Hofkammer, soweit der Gesundbrunnen in Frage kam, nicht mehr als Eigen­tümerin beteiligt war.

Zurzeit konzentriert sich das ungeteilte öffentliche Interesse, wie bekannt, auf dies denkwürdige Schloßgebäude und dazn gehörige, etwa 31 Morgen große Grundstück, das den Anberg des noch weiter sich in die Höhe ziehenden ehemaligen Apothekerberges bildet.

Vor einigen Tagen habe ich mir das alles noch einmal genau bis ins einzelne mit anteilnehmenden Damen nicht ohne Wehmut bei dem Gedanken angesehen, daß dies Juwel aus der Krone Preußens herausgenommen werden soll.

Noch prangt der Garten in herrlichem Spätsommerschmuck; man muß es der Verwaltung nachrühmen, daß er in bester Ordnung und durch kein Anzeichen zu bemerken ist, wie er vielleicht binnen kurzem fremden Händen überlassen werden muß. Vor dem Schloß nach der Stadt zu ein herrliches Teppichbeet und andere Schmuck­anlagen. Dicht am Schloß selbst viele Kübel mit prächtigen Horten­sien, der Lieblingsblume der unvergeßlichen Königin Luise. Links vor den unscheinbaren Haupteingängen, die sich auf der Rückseite des Schlosses an der Vorfahrt befinden, ragt noch die hohe Eiche, unter der die königliche Dulderin öfters den Tee eingenommen, und ihre Kinder, Fritz (Friedrich Wilhelm IV.) und Wilhelm (der Große), sich getummelt und neckische Streiche gegen die Hofdamen voll- führt haben, wovon eine dunkle Überlieferung noch jetzt zu er­zählen weiß.

Vom Haupteingang rechts ist die Kastellanwohnung, jetzt in der Mitte durch ein Stockwerk erhöht, während früher Hofdame