Heft 
(1910) 18
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Dr. A. Kiekebusch.

gehobenen Baugrube, in der sowohl die Humusdecke als auch eine unter ihr liegende Schicht von ungefähr 2025 cm abgenommen war, zeigte sich überall schwarze Branderde, die an verschiedenen Stellen jedoch schon mit dem darunterliegenden Sande gemischt war. An einer Stelle, die sich durch ihre Größe und auch durch die tiefschwarze, mit Kohle durchsetzte Branderde auszeichnete, ließ ich im Umkreise von etwa 2025 qm die lose dunkle Erde ganz abnehmen, so daß der helle gelbe Sand nun die Oberfläche bildete. Die so hergestellte glatte Fläche lag etwa 30 40 cm unter der heutigen Oberfläche. Ich vermutete von vornherein, daß die tiefschwarze Stelle eine Herdgrube sein könnte und wollte feststellen, ob der Herd durch irgend einen Überbau vor den Unbilden der Witterung geschützt worden sei, oder etwa gar in einem Hause oder einer Hütte gelegen habe. In jedem Falle mußten sich irgendwelche Spuren in der Umgebung bemerkbar machen.

Sehr bald konnte man in einiger Entfernung von der Brandgrube auf dem hellen Sande dunkle Stellen beobachten, die sich deutlich von der fast ganz hellen Oberfläche abhoben. Auch war zn bemerken, daß die dunklen Stellen nicht regellos, sondern reihenweis lagen. Durch lange Meßlatten, die über sie gelegt wurden, konnte leicht festgestellt werden, daß sich im Norden, im Westen und im Süden je eine Reihe von dunklen Stellen hinzog; im Osten waren die Verhältnisse im ersten Augenblicke nicht ganz so klar. Es schien so, als ob da zwei Reihen von dunklen Stellen vorhanden wären, die aber beide in der Mitte eine große Lücke aufwiesen. Etwa 1 m von der Südseite entfernt, konnte man im Innern des von den dunklen Stellen umgrenzten Raumes noch drei weitere dunkle Stellen beobachten, die, wenn man sie durch eine Meßlatte miteinander verband, den ganzen Raum in zwei ungleich große kleinere Räume teilten.

Bei dieser Sachlage war es mir durchaus klar, daß es sich hier um den Grundriß eines Hauses handelte. Sicherheit konnte natürlich nur eine genaue Untersuchung der dunklen Stellen ergeben. War das Ganze der Grundriß eines Hauses, dann mußten die dunklen Stellen die Pfostenlöcher sein, in denen einst die Holzpfosten als Stützen der Wände und des Daches gestanden hatten.

Zunächst wurde alles, was auf der Oberfläche zu beobachten war, genau ausgemessen und aufgenommen. Dabei leisteten mir in freund­licher Weise die Herren Regierungsbaumeister Hellwig und Architekt Raab schätzbare Hilfe.

Am folgenden Sonnabend, den 15. Januar, wurden die Ausgrabungen fortgesetzt, und hätte bis dahin noch irgend ein Zweifel bestanden, so wurde er jetzt im vollsten Umfange gehoben. Hauptarbeit des Tages war das Ausgraben der als Pfostenlöcher erkannten dunklen Stellen.