Heft 
(1910) 18
Seite
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I>r. A. Kiekelmsch.

Über die Bedeutung der neuen Funde bei Buch wird kaum jemand im Unklaren sein. Ich verweise hier nur auf Prof. Pr. Schuchhardts Ausführungen in derPrähistorischen Zeitschrift I. 1909. Heft 2, S. 234 ft'. Bis vor kurzem war nicht ein einziger Grundriß eines nor­dischen vorgeschichtlichen Hauses bekannt. Der Urtypus des nordischen Hauses wurde rein theoretisch erschlossen aus der Form der «ältesten Bauernhäuser des 16. und 17. «Tahrhunderts. Pie als Urformen des nor­dischen Hauses angenommenen Grundrisse finden sich ebenfalls bei Schuchhardt [a. a. 0. S. 233J. Pas im letzten Herbst auf derRömer­schanze bei Potsdam von Schuchhardt entdeckte Haus hat in der Tat die Theorie auf den Boden der Wirklichkeit gestellt. Es entsprach ungefähr dem Typus 3, bei dem die Vorhalle worauf der Mittel­pfosten hindeutete schon geschlossen ist.

Per Grundriß bei Buch entspricht vollkommen dem Typus 2, bei dem die Vorhalle nach vorn hin zwar auch schon abgeschlossen ist durch eine Wand, die aber als Eingang eine Mitteltür aufweist, welche der Tür des Hauptraumes genau gegenüber liegt. Diese Page der Vor­hallentür ist des Mittelpfostens wegen bei dem Hause auf der Römer- scliauze ganz ausgeschlossen. Genau denselben Grundriß wie ich ihn bei Buch aufgedeckt habe, hat Schliz in seinerUrgeschichte Württem­bergs von einem Pfahlbau im Steinhauser-Ried veröffentlicht. [Vgl. auch Schuchhardt: Prähist. Zeitschr. 1909, Heft 2 S. öl.] Bei diesem Hause lag der Herd jedoch in der Vorhalle.

Das umfangreiche Gelände bei Buch, auf dem überaus zahlreiche Spuren bronzezeitlicher Siedlungen zu beobachten sind, läßt uns hoffen) daß wir im Laufe weiterer Untersuchungen manchen Einblick in die Anlage eines ganzen vorgeschichtlichen Dorfes gewinnen werden. Wie dicht an einigen Stellen die Wohnstätten gelegen haben, sieht inan an einer Baugrubenwand. Auf einer Strecke von noch nicht 25 m sind nicht weniger als acht Herdgruben zu beobachten, die genau in einer Reihe liegen und bei einer Tiefe bis zu 1,50 m einen Durchmesser bis zu 2 m hahen. Siehe Tafel VII. Oberhalb dieser Herdgruben zieht sich unmittelbar unter der heutigen Humusdecke eine Brandschicht hin, die beinahe auf dem ganzen Gelände zu beobachten ist. Von einem Wald­brande allein kann sie nicht herrühren, da sie mit Scherben durchsetzt ist. Sollte es gelingen, das genaue Alter dieser Brandschicht nach den Kulturresten zu bestimmen, was durchaus nicht aussichtslos ist, und sollte es weiter möglich sein, das zeitliche Verhältnis der einzelnen Haus­anlagen zu dieser Brandschicht feststellen zu können, was sogar wahr­scheinlich sein dürfte, so wäre für die Chronologie der jüngeren Bronze­zeit sehr viel gewonnen. Vielleicht ist die ganze Siedlung einmal uiedergebrannt und wir hätten dann zwei Bauperioden zu unter­scheiden.