Das vorgeschichtliche Wohnhaus von Buch bei Berlin.
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Der Grundriß des oben beschriebenen Hauses scheint mir jünger zu sein als die Brandschicht. So wenigstens ließe es sich am einfachsten erklären, daß die Füllung beinahe aller größeren Pfostenlöcher — aber auch nur dieser — aus tief schwarzer, mit Kohle stark durchsetzter Branderde bestand. Die Brandschicht hat sicher auch über dem Grundriß gelegen, wenn sie auch bei meiner ersten Untersuchung schon abgeräumt war. Denn einmal war die Brandschicht noch an allen in unmittelbarer Nähe des Grundrisses gelegenen Profilen der Baugrube zu sehen und vor allem war der von mir noch aufgefundene lockere Boden über dem Grundriß ebenfalls ganz von Branderde geschwärzt. Die an der Baugrubenwand sichtbaren Ilerdgruben sind älter als die Brandschicht und gehören vielleicht zu Häusern, die bei dem großen Brande zerstört wurden. Auf der Photographie ist deutlich zu sehen, wie die Brandschiebt sich ununterbrochen über sämtliche Herdgruben hinwegzieht. Noch interessanter werden die Probleme dadurch, daß wir in Buch ja auch einen bronzezeitlichen Friedhof haben, der vielleicht also zu dieser Ansiedlung gehört. Damit hätten wir in der Tat die beste Möglichkeit, durch Vergleichung der Funde aus den Gräbern und aus den Hausanlagen zu sichern Schlüssen zu gelangen.
Vielleicht auch gelingt es auf diese Weise, etwas Licht in die ethnologischen Frageu zu bringen. Der Grundriß des von mir aufgedeckten Hauses wurde vielfach als Grundriß eines „germanischen“ Hauses bezeichnet. Ich selbst habe ihn bisher nie so genannt. Wenn ich auch überzeugt bin, daß die germanischen Häuser der Bronzezeit in der Mark denselben oder einen ähnlichen Grundriß hatten, wie das bronzezeitliche Haus bei Buch, so wage ich doch nicht mit unfehlbarer Sicherheit zu behaupten, daß die Erbauer und Bewohner dieses Hauses unbedingt Germanen gewesen sein müssen. Wir stehen hier wieder vor denselben ethnologischen Problemen wie bei der Römerschanze, wie bei allen Altertümern der sogenannten Lausitzer Kultur. Und gerade hier bei Buch, im Grenzgebiet der „nordischen“ und der „Lausitzer“ Kultur sind diese Fragen doppelt schwer zu beantworten.*) Im Interesse der gesamten — ganz besonders aber im Interesse der märkischen Vorgeschichtsforschung liegt es, an die Lösung dieser brennenden Fragen ohne Vorurteil, aber mit dem ganzen Eifer heranzugehen, den die bache verdient. Besonders auf die Brandschicht setze ich meine Hoffnung. Vielleicht darf sie hier eine ähnlich bedeutsame Rolle spielen we die Brandschicht in rheinischen Römerlagern, die von der Zerstörung sämtlicher Römerkastelle durch die Germanen im Bataverkriege 69/70 herrührt und die Klarheit geschaffen hat über die Unterschiede der früh-
Vgl hierzu die Verhandlungen in den Prähistorischen Fachsitzungen, Zeitschrift für Ethn. 1909 Heft 1 S. 132 und Heft VI S. 948 ff.