l.’f. 10. außerordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
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zu berücksichtigen, W. Schwartz dagegen für „AVendentore“, die zuge- mauert wurden, naclidein man die verachtete wendische Bevölkerung hinausgetrieben hatte, wie es auch in vielen Kirchen besondere Türen für die Wenden gab. Herr Geheimrat Friedei teilte mit, daß man in Lübeck ein ior, durch das Kaiser Karl IV. eingezogen war, sofort zu- gemauert hatte, weil man niemand für würdig hielt, hindurch zu gehen, nachdem es von einem so hohen Gast benutzt worden war. Als jedoch Kaiser AN illielm I. einst nach Lübeck kam, öffnete man das Kaisertor; liier galt das vermauerte Tor demnach als Ehrenpforte, während man die Wendentore als verunreinigt ansah. Herr Friedei wies ferner darauf hin, daß das Tor zur Straße schief steht, und meinte, man habe damit verhindern wollen, daß ein belagernder Feind die Hauptstraße des Ortes in ihrer ganzen Lange mit Kanonen bestreiche. Die schräge Straße fällt besonders ins Auge, wenn man Tor und Straße .vom Turm der Marienkirche aus betrachtet. Das Kuppiuer Tor in Gransee wurde 1818 wieder eröffnet, weil die beiden Seitendurchgänge dem gesteigerten Verkehr nicht mehr genügten. Dem aufmerksamen Beschauer fällt es auf, daß der Mittelbau auf der Innenseite nicht gleichförmig gestaltet ist; die rechte Kante ist etwas höher als die linke und die Zahl ihrer Verzierungen um eine größer.
A'on hier aus wunderten die Mitglieder des Vereins am Pulverturm vorüber nordwärts zum Gerou- oder Jaronsee, der der Stadt den Namen gegeben hat, und besichtigten dann das Refektorium des ehemaligen Franziskaner - Klostezs. Das zwischen 1260 und 1280 aufgeführte Gebäude, der letzte Rest der Granseer Klosterbauten, dient jetzt bestimmungsmäßig Schulzwecken und enthielt früher noch ein „Fürstenzimmer“, das die Granseer nach dem AVortlaut des Kaufvertrages stets bereit halten mußten, aber eingehen ließen, weil es jahrhundertelang kaum benutzt worden war. Das Franziskaner-Kloster war ein Mönchskloster, das gleichzeitig erbaute der Benediktiner dagegen ein Nonnenkloster; von ihm ist keine Spur mehr vorhanden. Die Brandenburgs besuchte dann das Heilige Geist-Hospital, das schon 1315 urkundlich erwähnt wird und jetzt als Altersversorgungsheim dient, und seine kleine, sehr einfache Kapelle, besichtigte dann das nach einem Schinkel- schen'Entwurf 1811 in der Königl. Eisengießerei in Berlin gegossene Luisendenkmal, dem Th. Fontane in seinen Wanderungen einen besonderen Abschnitt widmet. Er bezeichnet die Stelle, wo die Leiche der Königin in der Nacht zum 26. Juli 1810 aufgebahrt stand, um am folgenden Tage nach Berlin gebracht zu werden. Fontane schließt seine Betrachtungen mit den Worten: „Das Denkmal spricht für sich und für die Stadt und ist rein persönlich in dem Ausdruck seiner Trauer. Und deshalb rührt es!“ Die „persönliche“ Anhänglichkeit der Granseer, die sie dem Herrscherhause bis auf den heutigen 'lag