14. (9. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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Die neueste Sage des Grunewaldgebietes aber bezieht sich auf die Anlage des Denkmals beim Schlosse Ruhwald. Bereits um 1870 hörte ich an Ort und Stelle, der Besitzer des Schlosses habe einen einzigen Sohn gehabt. Als dieser 1866 im Kriege gegen Österreich fiel, holte der Vater den Leichnam vom Schlachtfeld, brachte ihn in die Heimat und begrub ihn im Park. Felsen, die er vom Schlachtfed, das des Sohnes Blut getrunken, herbeischaffen ließ, türmte er über dem Grabe zum ewigen Gedächtnis des Helden auf. Das Schloss aber nannte er seitdem Ruhwald, weil der Sohn in der Ruhe desselben seine Ruhestätte gefunden habe. Richtig ist, daß der Erbauer des Schlosses, Ludwig von Schäffer-Voit dort seinem ältesten Sohne Udo, welcher 1866 am österreichischen Feldzug als Leutnant bei dem Blücherschen Husarenregiment teilnahm und im Lazarett zu Jglau der Cholera erlag, im Park des Schlosses Ruhwald die Ruhestätte bereiten wollte. Der Friedensengel, der jetzt auf dem alten Luisen - Friedhof bei Bahnhof Westend steht, hatte dort bereits Aufstellung gefunden. Doch erhielt L. von Schäffer-Voit nicht die erforderliche Erlaubnis zur Bestattung des Sohnes im Park. Die Leiche wurde daher vorläufig in der Gruft der Dorotheenstädtischen Kirche in Berlin beigesetzt und später auf dem alten Luisen- Friedhof auf Westend bestattet.
Ludwig von Schäffer-Voit, oder wie er früher hiess, Ludwig Schäfer, wurde um 1819 in Halberstadt geboren, kam später nach Berlin und gründete dort 1854 die illustrierte Damen- und Modezeitung „Bazar“, deren erste Nummer im Dezember 1854 erschien. (2 ältere Nummern, die vom 9. und 15. Januar 1857, enthaltend die Bildnisse des damaligen Prinzen von Preussen Friedrich Wilhelms und seiner Braut, sowie der Kaiserin Eugenie mit der Krinoline, ihrer höchsteigenen unglücklichen Erfindung, hatte die Redaktion dem Vortragenden liebenswürdiger Weise übersandt; sie wurde dem Herrn Vorsitzenden für die Zeitungssammlung des Märkischen Museums übergeben; ebenso kam eine Anzahl Nummern der neuesten Auflage zur Verteilung) L. Schäffer w'ar der erste, der den Holzschnitt für die Illustration der Modezeitungen einführte, während bis dahin kolorierte Gravüren üblich waren. Bei der Redigierung der Zeitung stand ihm seine Frau, eine geborene Voit, deren Namen er mit gutem Recht dem seinigen bei seiner Erhebung in den Adelstand hinzufügte, treulich zur Seite. Besonders prüfte sie die eingehenden Schnitt- und Stickmuster hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit, und ihrer sorgfältigen Arbeit verdankt der Bazar nicht zum wenigsten den großartigen Erfolg, der seinem Begründer nicht nur Titel und Würden, sondern auch ein Millionen-Vermögen eintrug. Ludwig Schäfer wurde geadelt, zum Kommissions- und Kommerzienrat und (um 1860) später zum Geh. Kommerzienrat ernannt. Auch der bekannte Franz von Lipperheide ist durch seine Schule gegangen. Seit 1906 befinden sich Redaktion des
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