4 14. (9. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
Bazars, welche 20 Jahre lang (seit 1887) in dem bekannten Hause in der Charlottenstrasse untergebracht waren, in dem „Fontane-Hanse“ Potsdamer Str. 134c. Die Zeitung, welche jetzt in 10 Kultursprachen erscheint, steht noch heut als vornehmste Damen- und Modezeitung auf der Höhe; was sie der Großmutter einst war, das wurde sie der Tochter, das ist sie heut der Enkelin, eine getreue Ratgeberin in Sachen des guten Geschmacks. Wie gross die Fortschritte bezüglich des guten Geschmacks in der Mode seit 50 Jahren gewesen sind, das zeigt am besten der Vergleich der letzten Nummern vom Jahre 1906 mit denen aus dem Jahre 1857. In diesem Fortschritt liegt auch ein Stück Kulturarbeit, die der Bazar geleistet hat, ein Stück märkischer Arbeit.
Es ist nicht zu verwundern, daß ein Mann wie Ludwig von Schaffer-Voit, der sozusagen vom guten Geschmack lebte und der ihn machte, auch ein feines Verständnis für landschaftliche Schönheiten besaß; bald hatte er den schönsten Punkt in der näheren Umgebung Berlins, den Spandauer Berg mit seinem herrlichen Blick über das Spreetal bis zu den Horizontlinien der Barnimer Wälder in blauer Ferne, herausgefunden, und bereits zu Anfang der sechziger Jahre wanderte er oft von Charlottenburg aus, den Feldstuhl unterm Arm zu den Höhen neben der Spandauer Bergbrauerei, um dort in die Ruhe die Fernsicht zu gemessen.
Damals war das ganze Westendplateau noch völlig unbebaut. Außer dem Spandauer Bock-Etablissement und den dazu gehörigen Gebäuden auf der gegenüberliegenden Nordseite des Weges lag an der 1820 — 22 erbauten Spandauer Chaussee (der Fortsetzung der 1798,99 angelegten Berlin-Charlottenbui’ger Chaussee) zwischen Ruhleben und Charlottenburg kein Haus.
Jenes Bock-Etablissement war eine Gründung Konrad Bechmanns*) der 1840 von Grünthal nach Spandau übersiedelte, tyn sich selbständig zu machen. Er kaufte dort für 12 000 Taler die Brauerei, die das damals so beliebte Königsbier herstellte, aber dazumal „umständehalber“
*) Bechmann stammte aus dem Bambergischen und war von Beruf Braumeister, daneben aber auch „gelernter Böttcher und Weinküfer“. 1827 veranlaßte ihn der Amtsrat Schütz aus Grünthal bei Biesenthal, der auf einer Reise durch Süddeutschland das Nürnberger Bier kennen und schätzen gelernt hatte, mit ihm nach Grünthal zu kommen, um dort eine Brauerei nach bayrischem Muster anzulegen. Hier braute B. von 1827 — 40 das Grünthaler (Jnterhöhler, das erste bayrische Lagerbier der Mark, das in Berlin zuletzt in einem Restaurant in der Dorotheenstrasse verschänkt wurde und jetzt wieder in der Biesenthaler Amtsbrauerei (Inhaber Seidel) in alter Güte gebraut wird. Die Ruinen der von K. Bechmann bei Grünthal angelegten Kellereien sind noch heut vorhanden. Im untersten Teil derselben lagerte das dunkle, stark eingebraute Lagerbier, welches deswegen den Namen „Unterhöhler“ erhalten haben soll. Es war übrigens ein herrlicher Stoff, der dem echten „Nürnberger“, wie es an der Quelle verschänkt wird, nicht nachstand.