Heft 
(1907) 16
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14. (9. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereins] ahres.

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von ihrem Besitzer veräußert werden mußte. Unmittelbar darauf legte Bechmann an der Spandauer Chaussee auf einer Waldparzelle, die ihm der König gegen billigen Erbpachtzins überließ, einen Lager- und Eis­keller an und erhielt, da er sich darauf berief, daß er ein Landsmann der Königin (Elisabeth von Bayern) sei, die Erlaubnis dort einen kleinen Ausschank zu eröffnen. Die junge Königin wurde sogar seine Für­sprecherin, da sie der Ansicht war, man müsse den Alkoholgenuß durch den Biergenuß bekämpfen. Hier verzapfte Bechmann im Frühjahr auch ein besonders stark eingebrautes dunkles Bier, dem er nach bayrischer Weise den NamenBockbier*) gab, wonach dann auch das Etablissement selbstder Bock genannt wurde. Um dieselbe Zeit stand an der gegen­überliegenden Seite der Chaussee, also auf der Nordseite derselben ein einzelnes Gehöft, das einem gewissen Hennig gehörte, der auf demselben vorübergehend ebenfalls einen kleinen Ausschank betrieben hatte. Ein noch heut im Besitz der Bechmannschen Familie befindliches kleines Ölgemälde aus dem Jahre 1846 zeigt uns dieses Hennigsche Gehöft von der Spreeseite her und jenseits der Chaussee das rote aus dem Grün des Kiefernwaldes hervorschimmernde Dach des ersten Bockgebäudes, das 1874 ein Raub der Flammen wurde. 1847 kaufte Konrad Bechmann das Hennigsche Gehöft, erweiterte das Wohnhaus zu einem Saalgebäude, das noch heut vorhandeu ist und unmittelbar neben der Brauerei, etwas abseits von der Straße liegt, und verlegte 1854 dorthin seine Brauerei die daher den Namen derSpandauer Bergbrauerei führt. Der Ber­liner Yolkswitz aber gab der neuen Restauration den NamenZibbe. Bald darauf veranlaßte der Fiskus Konrad Bechmann, etwa 40 Morgen östlich der Brauerei anzukaufen, obgleich dieser gai'nicht die Absicht hatte, sein Besitztum zu vergrößern. Doch schließlich willigte er ein, die 40 Morgen für einen Gesamtpreis von 400 Talern zu übernehmen. Als er im Jahre 1865 im Begriff stand, seinen beiden Söhnen das Besitz­tum zu verschreiben und mit 2 Notaren darüber verhandelte, erschien plötzlich ein Herr, der Konrad Bechmann dringend zu sprechen wünschte und auf die etwas kurze Frage, was er wolle, die Gegenfrage stellte, ob Bechmann nicht Lust habe, einen Teil seines Terrains zu verkaufen.

Bechmann, der wegen der Störung etwas ungehalten war, ant­wortete:Ich habe überhaupt nichts zu verkaufen. Der Fremde es war Ludwig von Schäffer-Voit war damit entlassen; aber so leicht gab er seinen Plan nicht auf. Er kaufte vielmehr dicht neben dem

*) Während sich die Münchner Biere von jeher durch ihre Leichtigkeit und Bekömmlichkeit auszeichneten, führte man bereits im Mittelalter aus Eimbeck bei Hannover ein starkes Bier in München ein. Dieses Bier erhielt dort den Namen der Aitnbock oderBock. Es war dies derselbe Stoff, von welchem der Graf Erich von Braunschweig dem Doktor Martin Luther am 18. 4. 1521 zu Worms eine Kanne zur Erquickung sandte.