Heft 
(1907) 16
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12. (6. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

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tragen, weil zu dieser Zeit das Königl. Domänenamt zu Spandau aufge­löst war. Mit vieler Mühe und großen Anstrengungen gelang es mir, von diesem ansehnlichen Schwanenbestande bis in das Jahr , 1813 doch einige 30 Stück zu retten, indem ihnen damals von feindlicher Seite auf alle mögliche Weise nacbgestellt wurde . . . Wie das jeder Einwohner in einer abgelegenen Gegend, erlitt ich gleichfalls im Jahre 1806 auf dem Pichelsberg große Verluste und war der Ausplünderung völlig preis­gegeben; so wie es zu dieser Zeit meinen armen Schwänen erging, so erging es mir mit meinen Angehörigen beinahe nicht viel besser, indem mehrere Male unser Leben auf dem Spiele stand .... Zur Zeit der Belagerung der Festung Spandow begleitete ich den Major Hegener, Kommandeur des zweiten Bataillons des vierten Ostpreußischen Infanterie­regiments, auf seine Aufforderung, um ihm bei der Erstürmung der Festung behilflich zu sein, auf den Nebenwegen über den Schlangengraben zu gelangen; er wurde in meiner Nähe von einer Kugel getroffen und dergestalt blessiert, daß ich ihn in meine Behausung Picheisberge zurück­bringen mußte, wo er, nachdem ich mit vieler Mühe und Gefahren einen Wundarzt aufgefunden hatte, verbunden wurde. Zu derselben Zeit war aber auch schon meine Wohnung mit den übrigen Verwundeten gänzlich angefüllt. Bei dem großen Mangel an chirurgischer Hilfe blieb nun nichts übiig, als daß ich mich mit meiner Frau dem ersten Verband dieser Verwundeten selbst unterzog und, so gut wir konnten, denselben ausführten; nachdem dieses geschehen war, eilte ich wegen Mangels an Fuhrwerk nunmehr nach Charlottenburg, requirierte die erforderlichen Wagen und schaffte diese Verwundeten in das dortige Lazarett, den Major Hegener aber auf sein Begehren in der Nacht zu der Schwester seiner Frau, welche damals in Berlin in der Stralauer Straße wohnte. Zu der Zeit, als sich einige Tage vor der Schlacht von Großbeeren ein russisches Armeekorps in meiner Nähe gelagert hatte, quartierten sich 24 russische Offiziere in meiner Behausung ein, denen ich unter dem Versprechen, daß alles bezahlt werden solle, drei Tage hindurch die be­nötigten Lebensmittel und täglich einige 30 Flaschen Wein verabreichen mußte; am vierten Tage, als zum Aufbruch geblasen wurde, eilte einer nach dem andern fort, und stets wurde ich auf Befragen wegen meiner Zahlung immer auf die noch zurückgebliebenen angewiesen. Als ich nun aber den letzten um meine Bezahlung ernstlich anging, erwiderte er nur:Kaiser Alexander bezahlt alles! Bald daraut kam eine

Kolonne russischer Truppen, deren Anführer mich in deutscher Sprache auff'orderte, ihn mit seinen Truppen nach der Gegend zwischen Saarmund und dem Dorfe Arnsdorf hinzubringen.Sie sehen, sagte er,der Wegweiser, den man mir von Spandow aus mitgegeben, ist so betrunken, daß er nicht zu stehen vermag, und ich habe große Eile! Er ließ mir darauf ein Pferd übergeben, und ich brachte ihn auf den mir bekannten