Heft 
(1907) 16
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15. (6. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

bildet noch heute eine eigne Gemeinschaft. Die Familiennamen aus alter Zeit eines Mahnkopf, Ziekow, Ellinger, Tübbicke, Kohlemey (Kuhl- mey) u. a. sind bis auf unsre Zeit geblieben.

DerDamm ist die durch Sumpf und Wiesen führende Heer­straße in den Barnim. Am Bebnitz vorüber (das FischerdorfDamm oder derneue Kietz lag dicht angelehnt außerhalb der Mauerbefesti­gung des Behnitz) führte die Wegstraße diesesKnütteldamms durch das alte Mühlentor (vor der jetzigen Schleusenbrücke) hart an der Schloßburg (Zitadelle) vorüber durch dieScliloßfreiheit (die Gegend vor dem jetzigen Berliner Tor), dann am GasthausZum güldenen Stern (Paulstern) vorbei durch die Jungfernheide nach Lützovv (Char­lottenburg) und weiter nach Kölln-Berlin. Eine Abzweigung bezw. ein Stück diesesDammes ist der Nonnendamm. Das altberühmte, weit und breit begüterte Benediktiner Nonnenkloster St. Marienvor Span- dow (1239 gegründet) hatte ihn gebaut, um so auf festem Wege zu seinen großen Besitzungen am Nonnenberg, zu den Nonnenwiesen, zu den Klosterdörfern Liitzow und Kasemerswisch (dem heutigenNonnen­damm mit den großartigen Siemenswerken) und weiter zu dem Kloster­besitztum auf demWedding gelangen zu können.

Einer der geschichtlich interessantestenVororte von Spandow ist derBe^uitz (behns, bens) mit demKolke. Der Behnitz (slawisch = Sippe des ben, d. h. Mord, Mordsgesellschaft) ist nächst der Schloß­burg und ihrem Zubehör der älteste Besitzteil Spandaus. Die Ablagerung desBerges Bens ist der Kolk (deutsch = Kessel, Wasserloch, Abfluß der Spekte in die Havelbucht), dessen Fiscbreicbtum oft gerühmt wird. In ältester Zeit war der Behns eine eigene Dorfgemeindevor Spandow, die später der Stadt inkorporiert wurde. DieFlutrinne (jetztdeut­scher Rhein, aus dem unverstandenenRinne volkstümlich nachgebildet) mit einer Schneide- und einer Walkmühle, um die ein Mühlensteig führte, wurde 1232 angelegt. Die Zu- und Aufschüttung desKolkes mit seiner stuba (Barbierstube) Kolch erfolgte in noch späterer Zeit. Jetzt führen fünf Brücken (die eiserne, die steinerne früherKraftsbrücke, die hölzerne Mühlen-, Damm- und Schleusenbrücke) zur Insel des Behnitz mit seinemKolk und Damm, mit seiner (katholischen) Kirche und seinem Schulhause.

Vom Behnitz führte der Vortrag durch dieStresowgasse (unterer Teil der Charlottenstraße) und dasStresowtor über dieStresowbrücke zumStresow. Der Name ist slawisch = Wache, bewachter Flußüber­gang. Dieselbe Bedeutung hat derStresow bei Burg und derStresow auf dem südlichen Rügen. Ganz ähnlich wie der Behnitz war der Stresow ursprünglich eine Dorf-Inselvor Spandow von der Spree- IIavel, bezw. von demFluß Croewel (Schlangengraben) umflossen, dessen Insassen, zumeist Gärtner^nnd kleine Besitzer in ärmlichen

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