18
15. (6. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
Rohrhäusern, dem „Rate“ der Stadt als „Kathsassen“ (Kossäten) zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet waren! Jetzt ist der Stresow mit seinem Eisenbahn- und Straßenbahngetriebe, seinen fiskalischen Werkstätten und Kasernen, seiner „Plantage“ und seinen Palästen mit der bedeutendste Stadtteil Spandaus. Nur ein Stück aus alter Zeit ist ihm geblieben; der viel umstrittene „Stresow-Friedhof“, auf dem einst die „Stresow-Kirche“ (die St. Gertraudeu-Kapelle) stand, während dahinter „am Wasser“ des Rates Ziegelscheune, und dem Friedhof gegenüber das St. Gertrauden-Hospital, später die „Heidereuterei“ (landesherrliche Oberförsterei lag. '
Die alten Orte und Ortschaften „vor Spandow“ jenseits der Klostermühle, also außerhalb des Kloster-(Potsdamer)Tores — jetzt Wilhelmstadt —, gruppieren sich, abgesehen von Burgwall (Purgwald) = Kietz, „Krumme Gärten“ (Seeburger Straße), Pichelsdorf, Weinberge, Grimnitz und Götel (Gödel, Jütel) — slawisch Kobla = Stute, Stutenwiesen, jetzt das aufstrebende Gebiet der neuen Hafenbauten — wesentlich um das „Nonnenkloster zu St. Marien vor Spandow“. Das Kloster lag, durch einen Graben von dem Heiligen Geist-Hospital getrennt, unweit der Klosterstraße der Havel entlang in weiter Ausdehnung, dem Güterbahnhof, dem Wilhelmsgarten, dem „Klosterhof“ gegenüber. „Gein“ (gegen) dem Kloster befand sich das Georgen-(St. Jürgen-)Hospital oder St. Lazarus- Pilgrimhaus. Die „Klosterfreiheit“, später dem Kurfürstlichen bezw. Königlichen Amte unterstellt, umspannte ein sehr bedeutendes Gebiet, nicht minder das „Klosterfeld“ von der Spekte bis zum „Klosterbach“ (leider noch immer „Bullengraben“ genannt). Umfangreiche Gebietsstrecken von Falkenhagen, Staaken, Seeburg, Gatow und Cladow traten hinzu. Die alte Herrlichkeit verlor sich seit den Tagen der Reformation. Das berühmte Kloster selbst ist bis auf den letzten Stein verschwunden; andres, neues Leben erblühte aus den Ruinen. Der Vortrag erwähnte zuletzt die Neustadt („Vor dem Heidetor“), die zweifellos der neueste Bezirksteil Spandaus ist, des weitern den städtischen Friedhof an der Pionierstraße), um hier von neuem, wie bereits in einem frühem Vor- trag geschehen, gegen den unrichtigen und unschönen Zusatz „in den Ki§££l.n“ („Kussein“, slawisch Kusu = verstümmelt, verstümmelte Kiefern) anzukämpfen, sodann neben dem Walde „staritz“ (Oberheide neben der Falkenhagener Forst (die „P apenb erge“, hoch oben in der Stadtforst gelegen. Was bedeutet der Name?" Ober (bäven)-Berge oder gar Papstberge ? Gewiß nicht; Baba, slawisch, ist eine altwendische mythische Göttergestalt = nährendeWeltamme. Wer die „Papenberge“ durchwandert, durchwandert den heiligen Hain der baba und darf dort etwas spüren von dem Geisteswehen aus alter märkischer Heidenzeit.
Mit der Verlesung eines überaus liebenswürdigen Schreibens des 83 jährigen Grafen Maximilian zu Lynar auf Schloß Lübbenau, der von