' 15. (6. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres. 19
dem ersteu ortsgeschichtlichen Vortrag über den Stiftungsaltar seines Ahnherrn, des Grafen Rochus von Lynar, in der Nikolaikirche zu Spandau Kenntnis genommen hatte, schloß der Vortrag, der noch manchen Alt- und Neu-Spandauer vom Behnitz und Kolk, vom Stresow und Klosterfelde in anregendem Gedanken- und Meinungsaustausch, speziell über die ursprüngliche Lage des Nonnenklosters und der frühem Spreemündung (zweifellos weit nordöstlicher als jetzt gelegen), im Gemeindesaal zurückhielt. Leider fehlt gerade hier jede sichere Kunde. Das ausliegende ältere und neuere Kartenmaterial wurde eingehend besichtigt.
Der nächste, vierte (letzte) ortsgeschichtliche Vortrag findet voraussichtlich am Dienstag den 11. Dezember, abends 8 Uhr, in der Nikolaikirche selbst statt; er handelt von alten Stiften und Stiftungen (Kurrende und Kurrende-Segen, Kirchenbibliothek, Stipendien und Wohlfahrtseinrichtungen) bei St. Nikolai. Die Kirchenbücherei in der obern südlichen Sakristei kann des verhältnismäßig engen Raumes wegen nur einzelnen wenigen gezeigt werden. Seltene und seltsame Bücher (Folianten, Kettenbibeln, mittelaltexdiche Zauberbücher u. a. m.) werden in der Kirche ausliegen. Im übrigen steht der Zutritt zu dem Vortrag jedermann frei.
VII. U. M. Herr Major z. D. Noel teilt uns aus einem vom ihm im Verein für Geschichte der Mark Brandenburg kürzlich gehaltenen Vortrag das Nachstehende mit, wobei ich auf meine im Oktober-Protokoll 1906 enthaltene, die Schlacht bei Auerstedt und die Königin Luise betreffende Mitteilung Bezug nehme.
Die Reise des Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise von Auerstedt über Küstrin bis Memel im Jahre 1806.
In meiner vor kurzem erschienenen kleinen Schrift „Aus der Geschichte Küstrins“ habe ich Seite 12 angeführt, daß der König Friedrich Wilhelm III. und die Königin Luise vom 19. bis 24. Oktober 1806 mit ihren Kindern in Küstrin gewesen wären. Hierbei hatte ich mich nach den Angaben in der „Chronik der Stadt Küstrin von Kutschbach“ und anderen Quellen gerichtet. Diese Angaben sind aber nicht richtig, denn wie neuere Forschungen ergeben haben, ist das Königspaar ohne Kinder, wie dies erörtert werden wird, vom 20. bis 26. Oktober in Küstrin gewesen.
Nachdem die Hauptarmee bei Auerstedt am 14. Oktober 1806 geschlagen war, befahl etwa gegen 6 I / a Uhr abends der König, daß der Rückzug auf Weimar gehen sollte. Gleichzeitig wurde dem Fürsten Hohenlohe und dem General v. Rüchel, die man in ihren Lagern bei Capellendorf bezw. Weimar noch vermutete, der Befehl zugesandt, nach dem Ettersberge nördlich Weimar zu marschieren, wo man die ganze
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