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15. (6. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
Armee vereinigen wollte. Der König setzte sich mit einer Kavallerie- Bedeckung von mehreren Eskadrons zuerst in Marsch, nm vor Ankunft der Truppen die erforderlichen Anordnungen zu treffen. Bei einbrechender Dunkelheit befand sich der König auf der auf dem rechten Ilmufer nach Weimar führenden Straße. In der Nähe von Apolda bemerkte man, daß die Höhen nordöstlich dieser Stadt vom Feinde besetzt waren. Das Gros der preußischen Truppen, das bereits die Ilmbrücke nördlich Apolda überschritten hatte, erhielt den Befehl Kehrt zu machen und den Marsch auf dem anderen Ufer, dem nördlichen, auf Weimar fortzusetzen. Der König ging nun wieder mit seiner Bedeckung
voraus. Der General von Blücher schreibt in seinem Bericht: „Ich ritt bald voran und bald beim Könige und hatte die Offiziere seines Gefolges aufgefordert, sich bei dem ersten Schuß, der vorne fiel, mit mir in den Feind zu stürzen, um die geheiligte Person des Königs zu sichern. Hätte der König die Schlacht gewonnen gehabt, so wäre Er mir wahrlich nicht ehrwürdiger gewesen als in dieser Nacht. Der ganze Zug war unbeschreiblich mühsam, da wir alle Augenblicke halten mußten, um zu untersuchen, wo und was für Truppen wir waren. Endlich erreichten wir die Höhe rechts von Weimar, von der wir die Stadt übersahen, die in Flammen stand.“ Aus den Aussagen feindlicher Husaren, die man gefangen nahm, und von Versprengten erfuhr man, daß Weimar vom Feinde besetzt sei, was durch die Biwaksfeuer, die man bei dieser Stadt sah, bestätigt wurde. Über den Verbleib der Truppen des Fürsten Hohenlohe und des Generals v. Rüchel hatte man aber immer noch nichts erfahren, und so nahm man an, daß sie sich auf Erfurt zurückgezogen hätten; der König befahl daher, daß der Rückzug auf Erfurt fortzusetzen sei. Kurze Zeit hierauf empfing der König die Nachricht von dem ebenfalls unglücklichen Ausgang des Kampfes bei Jena, und bog man in Folge dessen nach Norden aus. Feldmarschall v. Möllendorf und der Prinz von Oranien, die nichts von der Abänderung des Marsches erfahren hatten, marschierten weiter nach Erfurt, wo sie mit ihren Truppen eingeschlossen wurden; bereits am 16. Oktober ergab sich Feldmarschall Möllendorf mit 10 000 Mann.
Zum allgemeinen Sammelpunkte bestimmte der König Sömmerda, 21 km nördlich Erfurt. Nachdem der König mehrfach unter Lebensgefahr der Schlacht am Tage beigewohnt hatte, war er während der Nacht nach Sömmerda geritten, wo er am 15. früh fast ohne Truppen eintraf und im dortigen Pfarrhause abstieg. „Blücher, wir können uns gegenseitig Glück wünschen, daß w'ir durchgekommen sind,“ waren die ersten Worte des Königs bei seiner Ankunft. Der König war 26 Stunden ununterbrochen im Sattel gewesen. In Sömmerda sammelten sich nun im Laufe des Tages mehrere Reste von dem zersprengten Heere, über die der König dem General Grafen Kalkreuth den Oberbefehl gab, um Ord-